München. Der Aufstieg einiger Topmanagerinnen wie Ariane Reinhart (Personalchefin von Continental), Mary Barra (GM-Chefin) oder Barb Samardzich (Leiterin des operativen Geschäfts bei Ford of Europe) sorgten in der jüngsten Zeit für Schlagzeilen – und für ein frauenfreundliches Image der Konzerne. Doch in der deutschen Autoindustrie sind solche Karrieresprünge die Ausnahme.
In die Vorstände der 30 DAX-Unternehmen haben Frauen zuletzt nicht Einzug gehalten, nein, sie sind ausgezogen. Nur zwölf Managerinnen finden sich noch unter den 191 Vorständen, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im Juli offenbarte. Das entspricht noch einer Quote von 5,5 Prozent – nach 6,3 Prozent zum Ende des vergangenen Jahres.In den Aufsichtsräten der DAX-Konzerne scheint die Androhung einer Frauenquote, die noch in diesem Jahr von der Regierung verabschiedet werden soll, hingegen zu wirken. Fast jeder vierte DAX-Kontrolleur ist derzeit eine Frau, ein Plus von 2,8 Prozentpunkten im Vergleich zu Ende 2013. Allerdings sieht die geplante Quote einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent vor. Zehn der 30 Unternehmen schaffen die Quote schon, darunter Lufthansa, Deutsche Post und Telekom. Die Autoindustrie hingegen hält sich vornehm zurück. Zudem ist bei VW und den Töchtern Audi und Porsche im Gegensatz zu Daimler oder BMW nach wie vor kein weiblicher Vorstand in Sicht – obwohl mit Ursula Piëch seit April 2012 eine Frau im Kontrollgremium von VW sitzt.Die Frauenquote hat in der -Autoindustrie noch immer keine Freunde. Frauenförderung ja, Quote nein – so lautet das Credo. „Mit dem Begriff Quote tun sich auch viele Frauen schwer“, sagt Audis Personalvorstand Thomas Sigi. „Schließlich wollen wir keine Quotenfrauen, sondern qualifizierte, kompetente weibliche Führungskräfte, die sich aufgrund ihrer Leistungen weiterentwickelt haben.“Weibliche Führungskräfte
Der Männerclub öffnet sich nur langsam
Zwar werden die Fördermaßnahmen immer zahlreicher, doch die Zahl weiblicher Führungskräfte hält damit nicht Schritt.
Stein der Weisen gesucht
Beim Zulieferer Dräxlmaier weiß man um das Problem. „Wir stellen leider immer wieder fest, dass die Branche der Automobilzulieferer bei Frauen nicht sehr weit oben auf der Attraktivitätsskala steht“, bedauert ein Sprecher. Der Mittelständler versucht zwar, die Damenwelt für sich einzunehmen, „aber auch wir haben bisher nicht den Stein der Weisen gefunden.“
Für Brigitte Kasztan, Diversity Managerin bei Ford, ist die Quotenregelung jedenfalls „nicht der optimale Weg“. Wichtig sei, „bereits den Frauenanteil in den technischen Studiengängen deutlich zu erhöhen, sodass idealerweise zukünftig der Pool an potenziellen Bewerbern paritätisch besetzt ist“.Doch Studentinnen in technischen Studiengängen sind nach wie vor ein rares Gut. VW arbeitet deshalb mit einer „differenzierten Frauenquote“. Bei der Einstellung werden die Anteile der Absolventinnen in den jeweiligen Fachrichtungen berücksichtigt. „Entsprechend sind rund zehn Prozent der eingestellten Absolventen der Studiengänge Maschinenbau oder Elektrotechnik Frauen, in den Wirtschaftswissenschaften 50 Prozent“, erläutert ein Sprecher.Immerhin interessieren sich immer mehr Schülerinnen für technische Berufe. Vor allem der alljährliche Girls' Day, 2001 ins Leben gerufen, führt Mädchen frühzeitig an technische Berufe heran. In diesem Jahr besuchten 1570 Teilnehmerinnen zehn Standorte der Marke VW. Bei Ford haben mehr als 60 Prozent aller weiblichen Azubis zuvor am Girls' Day oder einer anderen Maßnahmen von „FiT“ – Frauen in technischen Berufen – teilgenommen.Um verstärkt Akademikerinnen zu gewinnen, haben sich viele Unternehmen im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung Ziele gesetzt. Bei Daimler liegt der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei 13 Prozent, 2020 soll er 20 Prozent betragen. BMW plant, 15 bis 17 Prozent der Führungsjobs ab dem Jahr 2020 mit Frauen zu besetzen. Derzeit sind es 13,8 Prozent. Bosch will bis dahin den Anteil von aktuell zwölf auf 20 Prozent ausbauen.Läuft alles nach Plan, sind in sechs Jahren vielleicht ein Fünftel der Top-Positionen in der Automobilindustrie mit Frauen besetzt. Frauen kommen langsam – aber eben doch nicht so gewaltig, wie im Song von Ina Deter versprochen.