München. Demnach liegen die deutschen Autobauer bei Preisnachlässen weit vorn: „In den USA hat keine Herstellergruppe die Incentives so erhöht wie die deutsche“, berichtet Ellinghorst. Über die vergangenen zehn Jahre hinweg hätten die Deutschen kumuliert mehr Nachlässe als die Autobauer aus anderen Ländern gegeben. „Es scheint so, als seien deutsche Premiumhersteller süchtig nach Wachstumssteigerung – eine Droge, an der die Industrie von Beginn an hängt.“
Droge Wachstumssteigerung
Auch in Europa halten die Rabattschlachten an. In Großbritannien gibt BMW laut ISI-Recherchen derzeit einen Nachlass von 25 Prozent auf den 640d M Sport, Mercedes offeriert einen Discount von 21 Prozent, Audi gibt 16 Prozent auf den A7 S-Line. Seit dem Jahr 2008 haben Audi, BMW und Mercedes weltweit insgesamt mehr als sechs Milliarden Euro mit Preisnachlässen verloren, ermittelten die ISI-Analysten. Diskussionen mit Vertretern verschiedener Autohersteller hätten zwar gezeigt, dass sich das Management des negativen Trends bewusst ist. „Das Problem ist aber, dass den Aussagen keine Taten folgen“, so der ISI-Analyst. Ein Grund dafür sei, dass die Unternehmen zu viele Händler beschäftigten und entsprechend viele Autos verkaufen müssten. Zudem seien die Hersteller gezwungen, verstärkt kleinere Wagen abzusetzen, um den CO2- Ausstoß ihrer Flotte zu reduzieren. „Was wir allerdings nicht verstehen, ist, warum die Autobauer ihre Fahrzeuge mit so beträchtlichen Rabatten in den Markt pushen“, kritisiert Ellinghorst. Er beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Es läge jetzt in der Zuständigkeit der Konzernchefs und Finanzvorstände, bei hohen Volumenansprüchen gegenzuhalten und die Absatzjagd zu stoppen. Disziplin spiele bei der Preisvergabe eine wichtige Rolle, damit die Gewinnmargen künftig höher ausfallen und die Zufriedenheit der Anleger steigt.