München. Die erste industrielle Revolution bestand in der Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft. Die zweite umfasst die Massenfertigung mithilfe von Fließbändern und elektrischer Energie. Es folgte die zunehmende Automatisierung der Produktion durch den Einsatz von Elektronik und IT. „Von Schritt zu Schritt wurden die Zeitabstände signifikant kürzer“, so Lakeit, Leiter Produktion und Werkplanung bei Audi. „Jeder Schritt hat deutlich an Komplexität zugenommen.“ Die Industrie 4.0 sei „die logische und konsequente Fortschreibung von vielen Prozessoptimierungen, Automatisierungsansätzen und Vorgehensweisen, die die Industrie in den letzten 150 Jahren entwickelt hat“. Lakeit verweist auf die zunehmende Komplexität der Produktionsprozesse. Audi biete mittlerweile zwölf Baureihen mit 59 Modellen an. „Jedes Fahrzeug hat zwischen 4000 und 5000 Bauteile.“ Entsprechend seien die Herausforderungen an die Vernetzung gestiegen – ob in Entwicklung, Logistik oder Produktion. „Ein Kernziel ist die Vernetzung von Menschen und Prozessen, von Technologien und Anlagen“, so Lakeit. Ziel sei nicht, die Mitarbeiter durch Maschinen zu ersetzen, sondern sie zu entlasten: „Industrie 4.0 sind keine menschenleeren Fabriken und Hallen.“ Der Audi-Manager nannte als Beispiel den Einsatz eines Roboters bei der Bereitstellung eines sehr schweren Bauteils wie einer Gelenkwelle an dem Montageband. Die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine in einem Raum ohne Schutzzäune sei eine Herausforderung, der sich Audi wegen der Sicherheitsaspekte nur langsam annähere. In der geplanten Fabrik in Mexiko, die 2016 anlaufen soll, „nutzen wir keine Systeme, die wir nicht vorher in einem europäischen Werk erprobt haben“, erklärt Lakeit. Erst wenn die Mannschaft eingespielt sei, könnten auch dort neue Systeme ausprobiert werden.
Audi
Langsame Annäherung
Der Digitalisierungsgrad in der Industrie ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Unternehmen vernetzen ihre Maschinen, Lagersysteme und Bauelemente. Diese tauschen eigenständig Informationen aus und werden so zu „Cyber-Physical Systems“. Auf dem Kongress „Fit für die Industrie 4.0“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft stellte Audi-Manager Arne Lakeit die Chancen der vierten industriellen Revolution vor.