Es fehlt noch viel zum Ziel: Rund 1,5 Millionen Einheiten trennen uns von der Prognose von Ferdinand Dudenhöffer. Vor der IAA 2003 hatte der B&D Forecast-Chef 3,75 Millionen Neuzulassungen für das Jahr 2005 erwartet. Jetzt soll laut Bernd Gottschalk "die Absatzprognose von 3,3 Millionen Pkw für das Gesamtjahr in Deutschland sicher erreicht werden" -- in etwa eine Zahl, mit der man beim VDA bereits für 2004 gerechnet hatte. Gründe für verfehlte Prognosen gibt es immer. Aber auch nicht erreichte Zahlen haben etwas Positives. Der eine Professor hat, wie es scheint, die Veröffentlichung seiner IAA-Forecastings eingestellt, und der andere wird jetzt zunehmend realistischer.
Überhaupt wurde in den letzten Wochen wenig positive Stimmung verbreitet, schon gar nicht in der Autobranche. Gerhard gegen Angela, Katrina und das Öl waren die dominierenden Themen. Noch vor drei Wochen hätte ich gesagt: "Das ist die Ruhe vor dem Sturm, die Stille vor dem lang ersehnten Aufschwung." Denn wenn schon die Briten Gutes über uns schreiben und der "Economist" zugesteht, dass wir uns "viel besser anstellen als Frankreich oder Italien", dann haben wir vielleicht etwas nicht mitbekommen. Dass deutsche Firmen wieder wettbewerbsfähiger sind, zeigen schon die Exporte. Aber ein kurzzeitiger Importboom wäre mir lieber. Denn dann wäre klar, der Binnenmarkt läuft! Die wachsende Zuversicht global operierender Firmenbosse hilft Herstellern und Händlern wenig, wenn das Vertrauen des Verbrauchers an der Zapfsäule jeden Tag tiefer in die Knie geht.
Dass dies zu sparsamerem Fahren führt, ja sogar den Kauf neuer, kraftstoffeffizienterer Autos beflügeln soll, wie der VDA verlauten liess, mag sein, ist aber zu kurz gedacht. Die Stunde der Wahrheit kommt erst im Oktober. Für manche heisst es dann schlicht heizen oder fahren. Die Nachfrage bei den Mitfahrzentralen brummt, übrigens auch für Fahrten nach Frankfurt. Aber so haben wenigstens einige Leute mehr die Chance, doch noch ein wenig "Freude am Automobil" zu erleben.