Der Autohersteller VW erwartet in China trotz der Corona-bedingten Betriebsunterbrechungen keine Verzögerungen beim Anlauf seiner neuen E-Modelle. "Unsere ID-Werke in Anting und Foshan haben bereits den Status 'SOP-frei' erreicht, wir liegen im Zeitplan", sagte Stephan Wöllenstein, China-Chef des Wolfsburger Konzerns, der Automobilwoche. Der "Start of Production" (SOP) der reinen VW-Stromer ID.3 und ID.4 im Reich der Mitte soll noch 2020 erfolgen.
Nach wochenlanger Schließung seiner chinesischen Werke und entsprechender Zwangspause bei den Handelspartnern hatte VW in China bereits im März schrittweise den Hochlauf begonnen. Konzernchef Herbert Diess nutzt diese Erfahrungen nun als Blaupause für die Wiederaufnahme der Fertigung an europäischen Standorten. In der sächsischen ID-Fabrik Zwickau etwa konnte VW die Montage Ende vergangener Woche wieder anfahren. Die plangemäße Herstellung der neuen Stromer auch in China ist für VW von überragender strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung. Rund 40 Prozent seiner Fahrzeuge setzt der Konzern auf seinem größten Einzelmarkt ab. China ist die weltweit wichtigste Verkaufsregion für E-Fahrzeuge.
Der US-amerikanische Elektroautohersteller Tesla produziert in seiner Gigafactory in Schanghai bereits den Kompaktwagen Model 3. "Tesla hat ein fertiges Auto in eine neue Fabrik gebracht", so Wöllenstein, "wir bringen neue Autos in neue Fabriken – daher benötigen wir einen etwas längeren Vorlauf." Mit Blick auf die dem Coronavirus geschuldeten Montageausfälle in Europa sagte Wöllenstein, dass VW dort Engpässen jetzt mit vermehrten Zulieferungen aus China begegnen will. "Das ist geübte Praxis, auf Aggregateebene sogar bis hin zu ganzen Getrieben und Motoren."
Zu beachten sei allerdings, dass sich die Abgasstandards zum Teil erheblich unterscheiden: "Die sind in China sogar oft schon strenger." Gleichwohl profitiere VW in der Corona-Krise vom weltweiten Einsatz seiner Plattformen und Baukästen. Wöllenstein: "Es hilft uns, dass sich die wesentlichen Module international gleichen."