München. "Mit einem Porsche kann man doch niemanden mehr beeindrucken. Zumindest nicht in den meisten Milieus“, zitierte in der vergangenen Woche die Presseagentur dpa den Wirtschaftswissenschaftler Alfred Kuß von der FU Berlin. Wenn das stimmt, und für diese These spricht ja schon, dass die Marke auf deutschen Straßen nicht mehr sehr exklusiv ist, dann hat der Mann den Porsche- Fahrern ein riesengroßes Kompliment gemacht. Denn bis einschließlich Juli dieses Jahres haben sich 11.000 Menschen einen Porsche gekauft – und das offenbar in der Mehrzahl nicht deshalb, um Nachbarn, Kollegen und Freunde zu beeindrucken. Es muss andere Motive geben. Zum Beispiel jenes: Ein Porsche 911 Carrera ist ein toller Sportwagen, der für seine Leistung sogar noch relativ sparsam und umweltfreundlich ist. Es macht einfach Spaß, mit ihm auf einer kurvenreichen Landstraße zu fahren – auch wenn niemand zuschaut.
Auf der IAA wird nun die siebte Generation des Porsche 911 enthüllt. Ich bin gespannt, wie viele Menschen die 64. IAA besuchen und wie sie auf den neuen Carrera aus Stuttgart reagieren. Glaubt man Peter Kruse vom Bremer Beratungsunternehmen Nextpractice, dürfte sich nur noch eine kleine Schar Ewiggestriger in Halle drei einfinden, um den "letzten Tanz ums Goldene Kalb“ aufzuführen. Das Team der Automobilwoche wird jedenfalls vor Ort sein, auch um das Echo des Publikums genauestens zu registrieren. Diese IAA wird vielleicht mehr als die vergangenen ein Gradmesser für die Bedeutung des Autos in unserer Gesellschaft. Und die scheint offenbar doch größer zu sein, als Professoren in Bremen, Berlin oder anderswo uns einreden wollen.
Schon vor zwei Jahren konnte man als aufmerksamer IAA-Besucher überrascht sein, wie viele Menschen mitten in der Wirtschaftskrise den Weg nach Frankfurt auf sich genommen haben. Der VDA hatte mit nur 750.000 Besuchern gerechnet. 845.000 waren es dann letztlich doch. Das sind zwar weniger als bei der Rekord-IAA 2007, aber immerhin. Über die Bedeutung solcher Messen im Zeitalter des Internets ist schon viel debattiert worden. Aber es gibt viele Gründe, weshalb die IAA alles andere als ein Auslaufmodell ist: Nirgendwo kann man mehr Autos aus nächster Nähe sehen, nirgendwo mehr Fach- und Führungskräfte dieser Branche aus allen Erdteilen treffen. Wir sehen uns in Frankfurt.