Der französische Reifenkonzern Michelin will ab 2023 sämtliche Pkw-Reifen mit RFID-Chips bestücken. Das Kürzel steht für Radio-Frequency Identification.
Mit dieser in der Logistik bewährten Technik lassen sich Daten aus prinzipiell allen Bauteilen eines Autos während der Fahrt auslesen und in Echtzeit an leistungsstarke Rechner übermitteln. Dies eröffnet Herstellern, Zulieferern und dem Handel eine Vielzahl von Geschäftsoptionen.
Zu den ersten Abnehmern der RFID-Reifen wird laut Michelin-Insidern der schwedische Autobauer Volvo zählen. Die zum chinesischen Geely-Konzern gehörende Marke verspricht sich demnach eine Optimierung ihres Reifenmanagements in der Erstausrüstung.
So sollen RFID-Chips in der Fahrzeugproduktion unverzüglich melden, wenn an einem Neuwagen gerade versehentlich die falsche Rad-Reifen-Kombination montiert wird. Das zeitaufwendige Ausschleusen und kostspielige Nachbessern solcher fehlerhafter Autos entfällt.
Auch für den Reifenhandel ergeben sich durch RFID neue Möglichkeiten. In Verbindung mit einer Lasermessung etwa lässt sich beim Umstellen von Winter- auf Sommerreifen und vor der entsprechenden Einlagerung die Restprofiltiefe mit den ausgelesenen Fahrdaten abgleichen.
Perspektivisch will Michelin mit den RFID-Chips auch die Bestellung von Neureifen direkt aus dem Auto heraus sowie die Vereinbarung des erforderlichen Werkstatt-Termins ermöglichen.
Konkurrierende Reifenproduzenten setzt Michelins Offensive unter Zugzwang. Einer aktuellen Umfrage des deutschen Reifenzulieferers Continental zufolge wünschen sich 13 Prozent der Befragten "intelligente Reifen", die etwa ihren Luftdruck je nach Beladung selbsttätig einstellen.
Lesen Sie auch:
Planung der EU-Staaten: Mehr Informationen für Reifenkäufer
Pirelli will profitabler werden - Aktie legt zu
Spezielle Reifen für E-Autos: Mischung und Format sind entscheidend