VW verschiebt Modelljahreswechsel beim MQB

Der Wolfsburger VW-Konzern verlegt seinen Modelljahreswechsel 2021 weltweit von Mitte Juni auf Ende Juli des laufenden Jahres. Dies belegt ein internes Schreiben der VW-Ressorts "Konzernbeschaffung Globale Seriensteuerung" und "Konzernbeschaffung Neue Produktanläufe" an Zulieferer des Weltmarktführers. Das Dokument liegt der Automobilwoche vor.

In der Vorwarnung heißt es: "Für Sie als unsere Partner bedeutet das, dass die heutigen Serienbauteile MJ 2020 fünf Wochen länger zugeliefert werden müssen, um unsere Produktion an allen Standorten entsprechend sicherzustellen. Die Lieferabrufe für den verlängerten Produktionszeitraum gehen Ihnen zeitnah zu".

Zum Umstieg von der ursprünglich für den Modelljahreswechsel vorgesehenen Kalenderwoche 25 auf die KW 30 erklärt VW seinen Lieferanten, die Aktion beinhalte "alle relevanten Bauteilumfänge für die Fahrzeuge der Marke Volkswagen PKW und der betroffenen Konzernmarken. Ebenfalls werden in diesem Zusammenhang aufgrund technischer Abhängigkeiten die Neuanläufe Tiguan PA, Arteon PA und Arteon Shooting Brake sowie einzelne zu KW 25/ 20 geplante Anlaufstufen des Golf 8 entsprechend mit verschoben".

Das Kürzel "PA" steht bei VW für Produktaufwertung, also signifikante Pflegemaßnahmen an bestehenden Baureihen. Besagter Shooting Brake ist die mit Spannung erwartete zweite Karosserieversion des VW-Topmodells Arteon.

Ein VW-Sprecher bestätigte die Informationen der Automobilwoche auf Anfrage und erklärte zur Begründung des Vorhabens, das viele Lieferanten VWs vor zeitliche Probleme stellen dürfte: "Die terminliche Anpassung des Modelljahreswechsels bietet prozessuale Vorteile bei der Umstellung unserer Modelle auf Basis des Modularen Querbaukastens (MQB) auf neue technische Inhalte".

Zudem ließ der Sprecher wissen: "Die Änderung erfolgt konzernweit für alle MQB-Fahrzeuge". Die Abkürzung MQB steht für Modularer Querbaukasten, die volumenträchtigste Architektur des Wolfsburger Zwölfmarkenkonzerns. Auf dem MQB basiert ein breites Typenspektrum, das unter anderem Steilheckmodelle ŕ la Seat Leon und betont geräumige Limousinen und Kombis in der Art des Škoda Octavia umfasst. Auch das VW-Premiumlabel Audi greift auf den MQB zurück.

"Für Rückfragen und zur Klärung gegebenfalls erforderlicher Sondermaßnahmen", so die Absender der Mitteilung vom Mittellandkanal, "wenden Sie sich bitte an die für Ihre Bauteile zuständigen Kollegen in unserer Serienbeschaffung".

Das schwere SUV Volkswagen Touareg, das auf dem Modularen Längsbaukasten (MLB) beruht, ist von der Verschiebung nicht betroffen. "Dessen Modelljahreswechsel bleibt unverändert gültig zu KW 25/ 20", heißt es aus der VW-Konzernbeschaffung.

Unterdessen kommentierte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh auf „LinkedIn“ jüngst von VW präsentierte Eckzahlen der Bilanz für das Geschäftsjahr 2019. „Unsere Kolleginnen und Kollegen auf der ganzen Welt haben wieder für neue Rekorde und Bestmarken gesorgt: Der Konzern machte rein rechnerisch jeden einzelnen Tag im Jahr 53 Millionen Euro Gewinn“.

Zugleich warnte Osterloh: „Dieses Tempo auch 2020 zu halten, ist allerdings eine harte Aufgabe. Die Verwerfungen durch das Corona-Virus und die generell erlahmende Konjunktur sind keine guten Vorzeichen“. Osterloh mahnte: „Umso wichtiger sind daher jetzt der Hochlauf unserer Golf-Familie sowie der Start des ID.3 in diesem Jahr“. Der ID.3 ist das erste reine E-Auto, das VW in konzerntypischer Großserie produzieren will. 2020 sei „das Jahr der Wahrheit bei den CO2-Werten unser Flotte“, schrieb Osterloh. „Denn es gilt, die 95 Gramm zu erfüllen und Strafzahlungen zu vermeiden“.

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