Das Fahrzeug ist auf Basis unseres Querbaukastens entstanden, der sämtliche Antriebstechnologien aufnehmen kann, die wir derzeit in Arbeit haben. Also auch hochmoderne Diesel. Und wir wollen die Attraktivität gerade dieses Autos nutzen, um das Thema Diesel in den USA zu pushen. Wir zeigen damit, dass der Diesel sportlich ist und zugleich äußerst ökonomisch und emissionsarm.
VW-Chefentwickler will "noch mehr unternehmerischen Weitblick"
Zunächst wollen wir sorgfältig die Resonanz messen, auch im Rahmen von Produktkliniken, um diese Werte in eine solide Berechnung der Wirtschaftlichkeit zu überführen. Das Fahrzeug von der Show in Detroit ist bereits ein fahrfähiges Auto. Wenn wir uns zum Serieneinsatz entschließen, werden wir für den Volkswagen-Roadster die üblichen Entwicklungszeiten benötigen, also zwei bis drei Jahre. Und wenn wir ein Konzeptfahrzeug auf eine Messe stellen, dann ja niemals nur als Blickfänger, sondern stets als eine konkrete Entscheidungsgrundlage für die Unternehmensführung.
Bei Volkswagen ist es grundsätzlich so, dass die Entwicklung ihre Technologien innerhalb des ganzen Konzerns zur Verfügung stellt. Wenn etwa eine Marke wie Audi, Seat oder Skoda entsprechende Chancen für ein attraktives Produkt auf Basis des VW-Roadsters sieht, ist sie herzlich willkommen und wird die erforderliche Unterstützung erhalten.
Die neue Fabrik ist fest belegt mit anderen Produkten, deren zeitliche Taktung diese Option derzeit wenig wahrscheinlich macht. Gleichwohl streben wir über den Concept BlueSport gerade mit Blick auf Nordamerika einen Paradigmenwechsel an und beweisen, dass sich Sportlichkeit und Dieselantrieb eben nicht ausschließen.
Wir haben jüngst eine Hybridversion des aktuellen Touareg vorgestellt. Die Technologie der erforderlichen Aggregateträger ist aber auch schon auf das Folgemodell unseres großen Geländewagens ausgelegt. Zudem entwickeln wir bei Volkswagen Hybridantriebe zum Einsatz in der Architektur des besagten Querbaukastens, also für Fahrzeuge wie den Polo, Golf, Touran und Passat.
Wir gehen eben pragmatisch vor und trimmen die gesamte physikalische Kette des Autos auf noch geringeren Verbrauch. Unter anderem ändern wir die Trimmlagen, verwenden eine längere Übersetzung und Start-Stopp-Technik. Bei der Reduzierung der Bodenfreiheit hingegen bleiben unsere Möglichkeiten der Natur eines Geländewagens gemäß begrenzt. Das Auto kommt im Herbst auf den Markt.
Wir werden die künftige „Up“-Familie dazu nutzen, um unsere Kunden in großem Stil an dieses Thema heranzuführen. Andere Unternehmen verwenden Elektrotraktion dieser Tage als Modebegriff. Wir werden die Technologie erst dann einsetzen, wenn sie richtig reif ist – und das wird noch ein wenig dauern. Mobilität im reinen Elektrobetrieb bedeutet für mich, dass man im urbanen Bereich mehr als 100 Kilometer autark fahren kann.
Auch wir haben Partner, mit denen wir auf diesem Gebiet sehr gut zusammenarbeiten. Wir wollen keine Batterie bauen, aber wir wollen sie ins Fahrzeug integrieren. Wir halten uns mit Ankündigungen hier lieber norddeutsch zurück. VW beschäftigt sich intensiv mit der Technologie und lernt Schritt für Schritt, um sie bis in die letzten Details zu verstehen.
Auch dieses Auto müssen wir gesamtheitlich betrachten. Volkswagen ist keine Marke, die auf einem bestimmten Sektor so extrem punktet, dass andere Bereiche dagegen stark abfallen. Ein Volkswagen muss immer, gestatten Sie den Begriff, “gesamttestsiegfähig“ sein. Alle Eigenschaften müssen stimmen. Das gilt für den Golf genauso wie für unseren Polo. Das Design des Neuen wird allerdings deutlich sportlicher sein als beim jetzigen Modell und somit mehr Emotionen wecken.
Es wird einen Nachfolger des Topmodells geben, das ist ganz klar. Und ich gehe davon aus, er bekommt wieder die Bezeichnung Phaeton. Wir wollen jetzt zunächst sukzessive die Attraktivität der aktuellen Generation steigern.
Wir haben die Terminierung hier und da geordnet und zeitlich angepasst. Im Hinblick auf die Investitionsflüsse der Entwicklung benötigen wir selbstverständlich nun noch mehr unternehmerischen Weitblick und fragen uns: Welche Märkte brauchen wann was? Das hat aber auch damit zu tun, dass wir in den vergangenen zwei Jahren sehr kreativ waren, dieser Prozess wäre also ohnehin nötig gewesen. Welche Fahrzeuganläufe wir leicht verschoben haben, werde ich Ihnen natürlich nicht sagen. Ganz gestrichen haben wir nichts.
Wir haben nie gesagt, bis wann wir dieses anerkannt sehr gelungene Fahrzeug bauen wollen. Das Auto wird hervorragend angenommen und über die gesamte Laufzeit erheblich einzahlen auf unser Konto. Auch den neuen Golf zeichnet eine hohe Zeitbeständigkeit aus.
Der Erfolg, den Volkswagen seit ein- bis anderthalb Jahren zeigt, wirkt sich sehr positiv auf die Attraktivität als Arbeitgeber aus. Insofern haben wir mittlerweile keine Probleme mehr, talentierte junge Leute zu bekommen, die ihre Zukunft bei Volkswagen sehen.
Das Interview führte Henning Krogh.