Im Nachklapp zum abgesagten Genfer Automobil-Salon präsentierte Mercedes-Benz die neue E-Klasse in einer gestreamten Pressekonferenz. Bei Alfa Romeo war es nur ein Videoclip zur neuen Giulia GTA auf der Website. Auch die anstehenden Hauptversammlungen werden wohl eher aus dem Studio kommen, ohne Würstchen für die Aktionäre.
In China setzen Audi, BMW & Co. alles daran, den ausbleibenden Autohausbesucher über den Online-Vertriebskanal zu erreichen. Und für die Aufrechterhaltung aller anderen Geschäftsaktivitäten empfiehlt nicht nur VW seinen Mitarbeitern, auf das Telefon oder Skype for Business zurückzugreifen. Dort, wo es machbar ist, ersetzt das Homeoffice vielfach bereits das Büro. Deutschland bewegt sich! Deutschland geht Knall auf Fall digital. Aber nicht wegen einer Empfehlung des Digitalrats der Bundesregierung, sondern schlicht wegen COVID-19. Wir erleben gerade eine "erzwungene Digitalisierung". Einen radikalen Wandel, der vor nichts haltmacht.
Die Angst vor dem Virus bestimmt, wie und wo wir kommunizieren, konsumieren und natürlich auch investieren. Es ist eine Zeitenwende. In den Unternehmen wird man schnell feststellen, dass es so vielfach agiler, kostengünstiger und auch nachhaltiger geht. "My car is my castle" mag in Zeiten desinfizierter U-Bahnen, Leihwagen oder Carsharing-Fahrzeuge eine neue Bedeutung erhalten. Aber reicht in Zukunft nicht halb so viel Lufthansa oder sogar Bahn? Solche Fragen werden gestellt werden. Gut möglich, dass einiges eben nicht mehr zurückgedreht wird.
Außer dort, wo die Emotion ein entscheidender Faktor ist. Wer in der vergangenen Woche in der Konferenzschaltung auf Sky die beiden Champions- League-Spiele im menschenleeren Pariser Parc des Princes und im bis auf den letzten Platz gefüllten Liverpooler Anfield Stadium gesehen hat, konnte eine brutale Diskrepanz erleben. Übersetzt in den Rennsport hieße das: Ein Formel-E-Rennen kann man getrost im Stream verfolgen. Nicht aber den Formel-1-Auftakt in Melbourne. Doch dieser wurde, wie fast alles andere auch, abgesagt.
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