München. Die Hersteller von Reifendruckkontrollsystemen erhalten Unterstützung aus Brüssel: Ab dem Jahr 2012 will die EU-Kommission die Sicherheitstechnik in neuen Fahrzeugmodellen zur Pflicht machen. Dadurch ist ein deutliches Wachstum des europäischen Marktes zu erwarten, von dem auch die beiden Zulieferer Continental und Beru profitieren wollen. Neben Schrader Electronics (England) und TRW Automotive sind sie die führenden Unternehmen für Reifendruckkontrollsysteme. In den USA sind solche Systeme bereits seit September 2007 vorgeschrieben. Sie waren in erster Linie eine Reaktion auf eine verheerende Unfallserie, bei der mehr als 100 Menschen als Folge falschen Reifendrucks starben.
Reifendruckkontrollsysteme gibt es in zwei Varianten, die sich in Technik und Kosten deutlich unterscheiden. Indirekte Systeme messen nicht den Reifendruck, sondern die Drehzahl des Rads. Denn ein Reifen mit weniger Druck zieht sich zusammen und dreht sich dann schneller. Die ABS-Sensoren messen, ob sich ein Rad schneller als die drei anderen dreht. Vorteil der indirekten Messung: Sie kostet nur zwischen 50 und 60 Euro je Fahrzeug. Nachteil dieser Technik: Wenn alle Reifen gleichmäßig Luft verlieren, fällt es nicht auf. Und die indirekten Systeme warnen den Fahrer erst bei einem Druckverlust von 25 bis 30 Prozent. Conti ist dieser Grenzwert zu hoch: „Continental setzt sich für Systeme ein, die zuverlässig und reifenindividuell bei einem Minderdruck von zehn Prozent den Fahrer informieren“, heißt es aus Hannover. Dies ließe sich nur mit den deutlich teureren direkten Systemen erreichen, die zwischen 140 und 750 Euro kosten. Dabei wird im Reifen oder auf dem Ventil ein Sensor angebracht, der die Daten für den Luftdruck und die Reifentemperatur per Funk an den Bordcomputer sendet. Damit lässt sich auch ein schleichender Druckverlust erkennen.
Da die EU vor allem aus Umweltschutzgründen auf die Druckkontrolle drängt, weil der richtige Reifendruck Sprit spart, wären laut Conti indirekte Systeme mit einer Warnschwelle von 25 Prozent kontraproduktiv: Dank Kontrollsystem würden die Fahrer auf selbstständige Druckkontrollen an der Tankstelle verzichten und dann bis zur Warngrenze mit zu wenig Reifendruck unnötig Sprit verbrauchen.