Bei vielen Herstellern und Automobilzulieferern ist die Produktion derzeit massiv gedrosselt oder steht gar ganz still. Wie kommt die Automobilbranche aus diesem Stillstand wieder raus? Darüber haben laut "Handelsblatt"-Informationen die Entscheider von Daimler, BMW und Volkswagen am Mittwochabend in einer einstündigen Telefonkonferenz mit hochrangigen Vertretern der Bundesregierung gesprochen.
Neben den Konzern-Chefs Ola Källenius, Herbert Diess und Oliver Zipse nahmen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Minister Peter Altmaier, Olaf Scholz, Andreas Scheuer, Hubertus Heil, der Kanzleramtschef Helge Braun sowie IG-Metall-Chef Jörg Hofmann an dem Gespräch teil. Von den Verbänden hatten sich der VDA-Vorstand Arndt Kirchhoff und Hildegard Müller als VDA-Chefin zugeschaltet.Källenius, Diess und Zipse telefonieren mit Merkel
Nach Aussagen der Teilnehmer gegenüber dem "Handelsblatt" machen sich die Hersteller insbesondere um die Zulieferkette Sorgen. Denn während die großen Player Daimler, BMW und Volkswagen trotz der auch für sie schweren Zeiten noch in einigen Monaten solvent sind, sieht es bei vielen Zulieferern deutlich düsterer aus. So wurde jetzt bekannt, dass der Batteriehersteller Moll Insolvenz beantragt hat. "Der durch die Corona-Krise verursachte plötzliche, massive und dauerhafte Absatzrückgang lassen keine andere Wahl", gab das Traditionsunternehmen bekannt. Viele andere Zulieferer behelfen sich aktuell mit Kurzarbeit, Jahresprognosen werden zurückgezogen, Dividenden gestrichen.
Folglich drängt die Autoindustrie darauf, dass die finanziellen Hilfen der Bundesregierung schnell bei den Unternehmen ankommen. "Die Bazooka des Finanzministers muss ankommen", zitiert das "Handelsblatt" einen der Teilnehmer.Die Autobranche geht derzeit davon aus, die Produktion um den 20. April herum wieder hochfahren zu können. Dafür müssen aber auch die Zulieferketten funktionieren, und das ist keine nationale Aufgabe. Fahrzeugkomponenten müssen frei durch die EU transportiert werden können, um einen Produktionsstillstand bei den Herstellerwerken zu vermeiden, weshalb die Autobranche ein abgestimmtes Vorgehen auf EU-Ebene fordert. Außerdem besprachen die Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik die Wiedereröffnung der Handelsbetriebe. Ohne einen funktionierenden Autohandel werden schließlich keine Autos verkauft.
Nach Meinung der VDA-Chefin Müller sei die Bundesregierung für die Probleme der Branche sensibilisiert worden. Dementsprechend war in der Telefonkonferenz auch Thema, wie die Konjunktur wieder angekurbelt werden könnte, wenn die Einschränkungen im öffentlichen Leben erst einmal gelockert würden. Ob am Ende ein Konjunkturpaket kommt, wie die Umweltprämie nach der Finanzkrise 2008/2009, wird sich zeigen.Lesen Sie auch:
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