München. Die Themen Absicherung von Rohstoffrisiken und drohender Bandstillstand bei Problemen innerhalb der Lieferkette sind für Zulieferer aktueller denn je. Risikomanagement ist laut Hendrik F. Löffler heute nicht nur entscheidend, um dem permanent steigenden Kostenund Innovationsdruck in der Branche zu begegnen. Für den Geschäftsführer der auf Riskmanagement spezialisierten Beratergesellschaft Funk RMCE in Hamburg gibt es mehrere Aspekte, die von den Unternehmen ein hohes Maß an Transparenz und langfristiger Vorsorge erfordern. Auf der einen Seite sind das die sogenannten strategischen Partnerschaften zwischen Lieferanten und Herstellern.
Auf der anderen Seite sind es die Reaktionen auf wirtschaftliche, rechtliche und politische Herausforderungen wie Compliance, Corporate Governance, IT-Sicherheit, Rohstoffverteuerung oder Verdrängungswettbewerb. Dass die Welt für Zulieferer komplexer geworden ist und deren Risikopotenziale extrem zugenommen haben, sieht auch Albert Mees so. „Der Stoff ist uns noch nicht ausgegangen“, charakterisiert der Vice President Corporate Development und Riskmanagement beim Interieurspezialisten Grammer denn auch die Runden des Zulieferer- Arbeitskreises „Risikomanagement für Unternehmen der Automobilzulieferindustrie“. Diese Ende 2005 von 15 Unternehmen ins Leben gerufene Plattform zählt heute rund 100 Mitglieder. Dazu gehören Zulieferer wie Leoni, Dräxlmaier, Grammer und Huf Hülsbeck & Fürst.
Den Arbeitsschwerpunkt sieht die Beratungsgesellschaft Funk RMCE als Mitbegründer des Arbeitskreises in der Erarbeitung eines Leitfadens, der dann als Basis zur Einführung und Weiterentwicklung eines Risikomanagementsystems in der Zulieferindustrie dienen soll. Die Zulieferer reagieren bei öffentlichen Fragen zum wichtigen Thema Risikomanagement allerdings mit äußerster Zurückhaltung. Ein Grund dafür sei die Angst, so die Einschätzung von Experten, dass der Begriff bei Herstellern falsche Assoziationen wecken könnte. Sprich: Für diese hat das darin enthaltene Wort Risiko möglicherweise Signalcharakter und deutet damit auf unternehmerische Probleme des Lieferanten hin.
Doch Risikomanagement ist heute ein Teil unternehmerischer Daseinsvorsorge. Zwar haben die Zulieferer bei dieser Thematik in Deutschland gegenüber anderen Branchen die Nase vorn. Doch für RMCE-Geschäftsführer Löffler geht das Risikomanagement trotz wachsenden Problembewusstseins immer noch nicht weit genug. Was laut Löffler noch weitgehend fehlt, ist ein systematisches, vor allem aber integratives Risikomanagement, das ressortübergreifend arbeitet und die Risiken nicht nur benennt, sondern auch entsprechend bewertet.