München. Um Autofahren sicherer zu machen, startete im Sommer ein Feldversuch, der Fahrzeuge untereinander und sogar mit Verkehrsschildern und Baustellenhütchen kommunizieren lässt. Klappt der Großversuch – und zwar unter Alltagsbedingungen außerhalb von Labors –, könnten Autofahrer in Zukunft über Gefahren wie Unfälle, Staus oder temporäre Einbahnstraßen in Echtzeit informiert werden. So sollen im Versuch etwa die bereits in einem Stau stehenden Wagen den herannahenden Verkehr sofort warnen. Oder das System informiert Autos über Baustellen, die sich hinter Kurven befinden. Der Feldversuch ist auf vier Jahre angelegt. Etwa 500 Fahrzeuge aus dem Großraum Frankfurt werden mit Sensoren- und Übertragungstechnik ausgestattet.
Das 53 Millionen Euro teure Projekt trägt den Namen „Sichere Intelligente Mobilität – Testfeld Deutschland“, kurz SIM-TD. Projektpartner sind die Autohersteller Audi, BMW, Daimler, Opel und Volkswagen sowie die Zulieferer Continental, Bosch und Siemens. Auch staatliche Stellen wie die drei Ministerien für Forschung, Wirtschaft und Verkehr sowie die Deutsche Telekom, das Land Hessen und die Stadt Frankfurt am Main unterstützen das Projekt. SIM-TD soll nach Ansicht von VDA-Präsident Matthias Wissmann „den Grundstein für die Einführung innovativer Technologien legen und den Straßenverkehr der Zukunft sicherer, effizienter und komfortabler machen“. Der Vorstandsvorsitzende von Continental, Karl-Thomas Neumann, hofft auf möglichst viele Erkenntnisse im Rahmen von SIMTD. Laut Neumann müssen die Fahrzeuge ihr Umfeld weit vorausschauend und in möglichst vielen Details erkennen, um Unfälle, die zu Todesopfern und Schwerverletzten führen, zu vermeiden.
Continental hat deshalb einen neuen Radarsensor mit größerem Öffnungswinkel und größerer Reichweite entwickelt und so die Nahbereichssensorik des Abstandsradars ACC verbessert. Damit später auch Notbremsungen eingeleitet werden können, müssen neue Sensoren gleichzeitig die Fahrspuren und andere Fahrzeuge erkennen. „Die Objektklassifizierung ist extrem wichtig für die Steuerung von Systemen des Fußgängerschutzes“, so Neumann. Sein Fernziel ist das „sehende Auto“. Das Auto wird dabei zum mobilen Sensor, der über eine Verkehrsleitzentrale die Signale anderer Wagen empfängt und weiterverarbeitet. Das Funknetz der Zukunft muss flexibel sein und mehrere Funksprachen verstehen und sprechen. Da die Reichweite solcher Systeme bei maximal 500 Meter liegt, sollen Fahrzeuge, Ampeln und Leitplanken die Warnhinweise von Auto zu Auto weiterreichen, damit auch entfernte Verkehrsteilnehmer gewarnt werden.