So wurde BMW wieder zur Nummer Eins

Es kommt nicht oft vor, dass ein Betriebsrat seinem Konzernvorstand für ein Geschäftsjahr die Note Eins ausstellt. Trotz Corona-Pandemie und Halbleiterkrise legt BMW ein starkes Jahr 2021 hin. Fast unbemerkt schoben sich die Münchener nach dem dritten Quartal erstmals seit 2015 wieder am Rivalen Mercedes vorbei und verkauften mit ihrer Kernmarke BMW mehr Autos als der Premium-Wettbewerber aus Stuttgart.

Ein Verdienst auch von Vorstandschef Oliver Zipse, mit dem Betriebsratschef Manfred Schoch nach eigenen Angaben von allen Konzernchefs, die er seit 1987 erlebt hat, am liebsten zusammenarbeitet. "Wir befinden uns in einer unglaublich spannenden Phase, die viele Chancen bietet – gerade für ein innovatives Hightech-Unternehmen wie die BMW Group. Und ich bin dankbar dafür, dass ich diese Zeit mitgestalten darf", sagte Zipse im großen Interview im BMW-Sonderheft der Automobilwoche.

In München hält man sich weiter konsequent alle Antriebstechnologien offen. Rivale Daimler unterschrieb auf der Klimakonferenz in Glasgow als einziger deutscher Hersteller eine Garantie zum Verbrenner-Aus bis spätestens 2040. Zipse hingegen sagt: "Wir setzen dort zu 100 Prozent auf vollelektrische Fahrzeuge, wo die Rahmenbedingungen stimmen. Unsere Marken Mini und Rolls-Royce sind die perfekten Beispiele: Beide werden Anfang der 2030er-Jahre ausschließlich vollelektrisch. Aber diese Rahmenbedingungen werden wir weltweit noch viele Jahre lang nicht in jedem Segment und in jedem Markt finden."

Aktuell hat BMW mit der Chipversorgung weniger Probleme als viele Konkurrenten. Analyst Frank Schwope von der NordLB sagte der Automobilwoche: "Während andere Hersteller in der Chipkrise deutlich über zehn Prozent Produktionsausfall haben, ist dieser Wert bei BMW deutlich geringer. Zuletzt hat man dort nur von 90.000 bis 100.000 Fahrzeugen gesprochen, die 2021 weniger gebaut werden."

Schwopes Analyse: "Vielleicht hat BMW einfach bessere Lieferantenbeziehungen und seine Zulieferer in der Vergangenheit nicht ganz so geknechtet wie andere Hersteller. Wahrscheinlich hat man aber auch besser geplant als einige Konkurrenten."

Wie lange sich BMW auf dem Thron der absatzstärksten Premiummarke ausruhen darf, ist jedoch fraglich. Denn in Stuttgart rüstet man zum Gegenangriff. Analyst Schwope: "Ich gehe davon aus, dass Daimler sich die Krone nächstes Jahr zurückholen kann. Vorstandschef Ola Källenius hat ja in Bezug auf die Chipkrise schon ein Stück weit Entwarnung gegeben. Daraus kann man schließen, dass sich die Lage auch 2022 sukzessive weiter entspannt."

Zipse glaubt unbeirrt an den BMW-Weg: "Ich bin überzeugt: BMW wird auch 2050 an der Spitze der individuellen Premiummobilität stehen."

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