Dass es schwer werden würde, darüber wird sich Tobias Moers keine Illusionen gemacht haben, als er im Sommer bei AMG den Hut nahm und von einem Tag auf den anderen zu Aston Martin wechselte. Der Mann, den sie drüben den schwäbischen Terrier nennen, musste von der ersten Stunde vieles in Frage stellen, um den Laden, in dem zwölf Vice Presidents herumturnten und trotzdem wenig gebacken bekamen, zeitnah wieder auf Vordermann zu bringen.
Kein Geld, keine Kompetenz, keine Leidenschaft – so lautete das enttäuschte Urteil vieler Techniker, die unter dem schillernden Chef Andy Palmer in Gaydon angeheuert hatten, nur um die Firma wenig später frustriert wieder zu verlassen. Sie alle hatten den Einfluss der so genannten Midlands Mafia unterschätzt, einer Riege früherer Rover-, Jaguar-, Land Rover und Leyland-Manager, denen die neue Auto-Welt fremd war und die davon auch nichts wissen wollten – frei nach dem Motto: "Fortschritt? Nur über meine Leiche!"
Bei seinen ersten Besuchen soll der kanadische Milliardär Lance Stroll, der an der Spitze des mehrköpfigen Eigner-Konsortiums steht, durchaus noch beeindruckt gewesen sein: tolle Architektur, blitzsaubere Fertigung, Handwerklichkeit auf hohem Niveau. Alles lief scheinbar wie am Schnürchen. Doch hinter der Marmor-Fassade regierte das pure Chaos in Form von vorsintflutlichen Abläufen, ausufernden Kosten, Konzeptlosigkeit und laxer Kontrolle.