Bei einer Weinprobe im Hause Bovensiepen lag ich vor Jahren fast immer daneben. Es ging um die Bestimmung der regionalen Herkunft feiner Tropfen. Wäre ich vor Kurzem gefragt worden, ob sich das Buchloer Familienunternehmen von seiner Marke trennen könnte, hätte ich sicher auch die falsche Antwort gegeben. Nicht von der Marke Alpina für den Handel mit erlesenen Weinen, sondern von der für den Bau exklusiver Automobile. Firmenchef Andreas Bovensiepen hatte vor noch nicht allzu langer Zeit plausibel dargelegt, dass die Zukunft der "Bentleys aus Buchloe" rosig ist. Denn mit dem Wegfall der Sechs- und Achtzylindermotoren bei den Premiumherstellern steige die weltweite Nachfrage der Kunden nach einem B3, B5 oder B7. Was mit dem letztjährigen Absatzrekord von rund 2000 Neufahrzeugen auch eingetreten ist. Die diesjährige Produktion ist so gut wie verkauft, der Run auf die letzten "echten" Alpina beginnt erst jetzt. Und neue Modelle werden bis 2025 auch noch kommen.
Warum also verkauft man das Lebenswerk des 85-jährigen Burkard Bovensiepen? Des Gründers, dem es schon 1965 gelungen war, mit einem Vergaser-Set einen BMW besser zu machen. Vielleicht weil es Charme hat auszusteigen, wenn es am schönsten ist. Aber sicher auch, weil die Marke mit dem Doppelvergaser und der Kurbelwelle bei BMW gewisse Begehrlichkeiten weckte. Schlussendlich kam der Familienrat wohl zum Ergebnis, dass in volatilen Zeiten mit wachsenden politischen und regulatorischen Unwägbarkeiten für einen Kleinserienhersteller die Risiken die Chancen überwiegen. Über die Zeit danach haben sie bei Alpina auch schon nachgedacht. Die Antwort lautet Wein, Classic Cars und Engineering. BMW hingegen wird die Zeit bis 2026 nutzen, um das Alpina-Konzept zu erarbeiten. Die Reise soll klar in Richtung Luxus gehen. Alpina als exklusive Manufaktur für das Flaggschiff-Segment der Siebener und Achter. Ein Edelkombi wie der B3 wird da wohl auf der Strecke bleiben. Aber bis 2025 kann man diesen noch bei Alpina bestellen. Oder sich mit einer guten Flasche Alpina Wein trösten.
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