Der Autohandel befindet sich derzeit in einer ganzen Reihe von dramatischen Umwälzungen. Eine davon betrifft den Kern des Geschäftsmodells und auch das Selbstverständnis vieler Händler: die Umstellung des Autovertriebs auf das so genannte Agenturmodell. Mit ihm verabschieden sich zahlreiche Hersteller vom seit mehr als 100 Jahre etablierten und gewohnten Vertragshändlermodell, bei dem der Händler das Auto vom Hersteller kauft und anschließend auf eigene Rechnung an seine Kunden weiterverkauft.
Stattdessen wollen viele Hersteller ihre Fahrzeuge künftig lieber direkt an die Kunden anstatt über die Händler verkaufen. Der Handel wird damit nicht überflüssig. Seine Rolle wandelt sich aber vom Vertragspartner des Kunden zum Agenten bzw. Vertriebsvermittler des Herstellers. Etliche Marken praktizieren das Modell bereits: VW etwa hat die Agentur schon 2020 für seine elektrischen ID-Modelle eingeführt. Mercedes-Benz wiederum hat sich mit seinen Händlern darauf geeinigt, ab Mai 2023 als erste Marke überhaupt das so genannte "echte Agenturmodell" in Deutschland einzuführen.
Weitere Hersteller werden bald folgen. Der Stellantis-Konzern und seine Händler etwa befinden sich aktuell mitten in den Vertragsverhandlungen. Auch bei Audi, Skoda oder Ford gibt es entsprechende Pläne. Und kürzlich erst haben sich auch BMW und Ford in die Reihe der Hersteller mit Agenturplänen eingereiht.