VW will Produktion in den USA verdoppeln

Wie er die Zukunft von Volkswagen in den USA sieht, dafür hat Konzernchef Herbert Diess eine klare Vision: "Amerika ist für uns die Chance für strategisches Wachstum", sagte er am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen. Angesichts von Ukraine-Krieg und neuen Corona-Lockdowns in China soll den USA künftig eine deutlich wichtigere Rolle als bisher zukommen.

Dafür will VW jetzt auch die Produktion in Nordamerika deutlich erweitern. "Wir überlegen, die Kapazität dort auszubauen", sagte Diess. "Erste Priorität ist dabei, die Produktion in Chattanooga zu erhöhen." Bisher ist das US-Werk des Konzerns, wo zusätzlich zu den dort gebauten Verbrennern demnächst der ID.4 anläuft, auf 150.000 bis 200.000 Einheiten pro Jahr ausgelegt. "Der erste Schritt wäre, die Kapazität dort zu verdoppeln", sagte Diess. Endgültig entschieden sei aber noch nichts.

Bei dem US-Ausbau gehe es vor allem um E-Autos, fügte Diess hinzu. "Der Fokus wird klar auf batterieelektrischen Fahrzeugen liegen. Wir sehen dort die historische Chance, Marktanteile zu gewinnen." 

Produziert werden könnte dort dann auch ein Modell, auf das VW beim US-Comeback große Hoffnungen setzt: der ID Buzz. "Ja, wir überlegen, die Produktion des ID Buzz zu lokalisieren", sagte Diess der Automobilwoche. "Aber die Entscheidung ist noch nicht gefallen." Diess hatte bereits mehrfach angekündigt, dass er den ID Buzz als ideales Fahrzeug für die USA sieht, wo der Ur-Bulli einst Kult-Status genoss. Volkswagen-of-America.-Chef Scott Keogh sieht in dem E-Bulli die Chance, das Markenimage zu verbessern. "Volkswagen muss wieder eine geliebte Marke werden", so Keogh.

Ab 2024 soll der E-Bulli, der in Deutschland im September anläuft, auch in den USA verkauft werden. Allerdings mit Fahrzeugen, die aus Hannover kommen. Keogh wirbt zwar seit Monaten dafür, das Auto auch in den USA zu bauen. Bisher hieß es bei VW Nutzfahrzeuge aber stets, das Auto werde ausschließlich in Hannover vom Band rollen und dann nach Amerika exportiert. Ansonsten setzt VW bereits jetzt vor allem auf eine Produktion vor Ort: 95 Prozent der Fahrzeuge, die der Konzern in den USA verkauft, werden auch in Nordamerika hergestellt.

Der Ausbau in Chattanooga ist Teil des ehrgeizigen Wachstumsplans, den Diess dem bisher schwachen Nordamerika-Geschäft verordnet hat. Um die weltweite Aufstellung besser auszubalancieren und auch die Abhängigkeit von China zu mindern, soll das Geschäft dort kräftig wachsen. "Um dort Erfolg zu haben, brauchen wir einen höheren Marktanteil“, sagte Diess. „Mit vier Prozent sind wir dort sehr in der Nische."

Bis 2030, so das Ziel, soll sich der Marktanteil des Konzerns von zuletzt vier auf zehn Prozent mehr als verdoppeln. Um das zu erreichen, werde der Ausbau in Chattanooga aber nicht ausreichen, räume Diess ein. "Der Ausbau wird nicht annähernd ausreichen, um die zehn Prozent Marktanteil zu erreichen. Wir diskutieren weiteren Ausbauten." In Betracht käme dann neben Chattanooga auch eine Erweiterung in Mexiko. "Aber entschieden ist noch nichts."

Erste Erfolge kann VW beim Neustart in den USA bereits verbuchen: 2021 machte der Konzern dort erstmals seit Jahrzehnten wieder Gewinn. Und das, so versprach Keogh, soll auch in den künftigen Jahren so bleiben.