Mahindras Indien-Stromer mit VW-Technik

Von außen erinnert so gar nichts an VW: Der XUV e8, den der indische Mahindra-Konzern am Montag als seriennahe Studie des ersten E-Modells XUV 800 enthüllte, glänzt außen mit viel bronzefarbenem Zierrat und einem gewaltigen LED-Band in Form eines nach unten geöffneten C an der Front und wirkt deutlich stämmiger, als die 4,74 Meter Länge vermuten lassen. Doch unter dem erkennbar auf den indischen Geschmack getrimmten Blechkleid verbirgt sich Technik aus dem VW-Konzern: Mahindra setzt als zweiter Anbieter nach Ford auf die MEB-Plattform aus Wolfsburg,

Angekündigt hatten beide Konzerne die Zusammenarbeit bereits im Mai. Jetzt wurden erste Details festgezurrt – und die Kooperation zugleich deutlich erweitert. Gleich fünf Modelle will Madindra ab 2024 auf MEB-Basis bauen, darunter drei der neuen Submarke BE (für born electric). Noch sind die Verhandlungen nicht ganz abgeschlossen. Doch mit dem nun unterzeichneten Term Sheet sei man eine großen Schritt weitergekommen, sagte Schmall. Er gehe davon aus, dass man noch in diesem Jahr zur Vertragsunterzeichnung kommen werde. Zu 90 Prozent sei man sich bereits einig.

Mehr als eine Million E-Fahrzeuge von Mahindra sollen über die Laufzeit der Vereinbarung, die früheren Angaben zufolge auf sechs bis sieben Jahre angelegt ist, mit VW-Technik bestückt werden. "Das Volumen hat sich seit Mai noch einmal deutlich erhöht", sagte Schmall  mit Blick auf die vor drei Monaten unterzeichnete Absichtserklärung. In der Spitze sollen es 300.000 Fahrzeuge pro Jahr werden, sagte Schmall. „Wir kommen damit in eine signifikante Ergebnissituation, die schon einer mittleren Marke im VW-Konzern entspricht“, sagte Schmall. Genaue Zahlen wollte er noch nicht nennen.

Für Volkswagen ist Mahindra bereits der zweite Partner, der auf den MEB setzt. Schon vor drei Jahren war eine Partnerschaft mir Ford besiegelt worden. Anders als Ford nutzt Mahindra den MEB aber nicht komplett, sondern nur Teile daraus. Antriebstechnik samt Elektromotor und das Batteriesystem samt Hochvoltspeicher sollen dabei von VW kommen. Nach Indien geliefert wird dann bereits die neue Einheitszelle, die VW gerade entwickelt.

Dabei muss es nicht bleiben. Ein Ausbau der Zusammenarbeit werde bereits ausgelotet, kündigte Schmall ab. Dabei gehe es unter anderem um den Aufbau einer Ladeinfrastruktur in Indien bis hin zu einer Produktion von Teilen direkt vor Ort, um Importzölle für aus Europa gelieferte Komponenten zu vermeiden. Denkbar sei sogar der Aufbau einer Batteriezellproduktion dort nach dem Vorbild der gerade im Aufbau befindlichen Fabrik in Salzgitter. Entschieden sei dazu aber noch nichts, betonte Schmall.

Zunächst müsse man prüfen, welches Volumen an Batteriezellen dort benötigt wird. Denn unter 20 Gigawattstunden mache der Bau einer eigenen Fabrik keinen Sinn. Völlig offen sei auch, ob VW die Fabrik dann selbst bauen und betreiben würde oder dies Mahindra oder sogar Dritten überlasse  Mit dem derzeit laufenden Aufbau von sechs Gigafactorys in Europa und einer weiteren in Nordamerika habe man eigentlich genug zu tun, sagte Schmall. Zudem prüfe Mahindra, die Einheitszelle womöglich auch in anderen Fahrzeugen abseits des Pkw-Bereichs einzusetzen.

Das erste der fünf MEB-Modelle, die Mahindra am Montag in seinem neuen Designzentrum im britischen Banbury vorstellte, ist dabei das Elektro-SUV XUV 800 als E-Variante des bisherigen Mahindra-Top-Verbrenners XUV 700. Ab Dezember 2024 soll es in Indien verkauft werden. Für das E-Modelle, das einige Zentimeter länger als der Verbrenner ist, verspricht Mahindra Allrad und 230 bis 250 PS Leistung. Im Mai 2025 soll dann das noch einmal um fünf Zentimeter gestreckte SUV-Coupé XUV 900 folgen. Und ab Oktober 2025 startet dann die neue reine E-Auto-Submarke BE, mit gleich drei E-SUVs, die bis Ende 2026 an den Start gehen.

Alle fünf Modelle teilen sich dabei die von den Indern entwickelte neue Inglo-Plattform für E-Modelle, die bei Batterie und Antrieb auf MEB-Technik von VW zurückgreift. Angeboten werden sollen die Fahrzeuge zunächst nur in Indien. Dabei muss es aber nicht bleiben. Die neue Elektro-Plattform biete "Potenzial für Wachstum und die maßgeschneiderte Entwicklung neuer und innovativer Produkte  - und das nicht nur für Indien, sondern auch für globale Märkte", sagte der Chef der Mahindra-Autosparte, Rajesh Jejurikar. Eine Einschränkung, dass die VW-Teile nur in Indien verkauft werden dürfen, gibt es laut VW nicht. Man gehe aber derzeit davon aus, dass die angepeilte Stückzahl nur für Indien bestimmt sei.