Die Einladung zur Videokonferenz kam mitten in der Nacht: Nur wenige Stunden nach der Entscheidung von VW, Porsche möglichst noch in diesem Jahr an die Börse zu bringen, traten Porsche- und VW-Konzernchef Oliver Blume und sein Stuttgarter Finanzchef Lutz Meschke vor die Kameras. Blume aus dem Büro, Meschke direkt vom Flughafen auf dem Weg nach London zum Gespräch "mit wichtigen Investoren", wie er sagte.
Die beiden Porsche-Vorstände zeigten sich zuversichtlich, dass der Börsengang trotz des schwierigen Börsenumfelds gelingen könne. "Wenn einer Erfolg haben kann unter diesen schwierigen Marktbedingungen, dann ist es Porsche", sagte Meschke. "Wir denken, der Porsche-Börsengang könnte ein Eisbrecher werden für den gesamten Markt", fügte Blume hinzu.
Dass VW den angepeilten Termin Ende September oder Anfang Oktober ausdrücklich unter den Vorbehalt der dann herrschenden Marktbedingungen stellt, sieht Meschke nicht als ernstes Problem. Natürlich wisse derzeit niemand, wie sich die Situation weiter entwickeln werde. "Das ist zum derzeitigen Zeitpunkt aber kein Diskussionspunkt. Aus Porsche-Sicht sind wir sehr gut vorbereitet auf den Börsengang."
Einen wichtigen Punkt ließ Blume auch am Tag nach dem Beschluss in Wolfsburg weiter offen: Was die neue Porsche-Aktien kosten soll und wie viel das Unternehmen dann ingesamt wert wäre. "Wir sind hier auf der Zielgeraden, könne aber noch nicht in weitere Details gehen", sagte er auf Anfrage der Automobilwoche. "Wir haben darüber bereits viel mit Investoren gesprochen und werden in den nun kommenden Gesprächen einen fairen Wert bestimmen."
Dass der Erlös komplett an VW und nicht Porsche gehe und dann knapp zur Hälfte an die VW-Aktionäre ausgeschüttet werden soll, sei dabei kein Problem, fügte Meschke hinzu. "Wir sind in einer starken Position", sagte er mit Blick auf den Cashflow der Marke. "Auch in Zukunft werden wir n der Lage sein, unsere Investitionen aus dem eigene Cashflow zu finanzieren." Zusätzliche Mittel des Konzerns seien dafür nicht erforderlich. "Porsche ist so stark, dass wir in der Lage sind, unser Wachstum selbst zu finanzieren", fügte Blume hinzu.
"Unser geplanter Börsengang ist ein wichtiger Meilenstein", sagte Blume. Der Schritt gebe Porsche mehr Flexibilität, den eigenen Wachstumskurs fortzusetzen. Interessenskonflikte mit seiner neuen Zusatzrolle als VW-Chef sieht Blume, der seit Donnerstag neben der Sportwagenmarke zusätzlich auch den gesamten Konzern führt, nicht. "Der Börsengang unterstützt meine beiden Rollen", sagte Blume. Denn der Schritt sei auch im Interesse des Konzerns, der weiter die Merheit an Porsche behalten will. "Das ist eine Win-win-Situation. Die Porsche AG und die Volkswagen AG haben das gleiche Interesse." Sollte es im Vorstand doch einmal zu Konflikten kommen, so werde er sich an der jeweiligen Entscheidung nicht beteiligen. Der Vorstand entscheide dann ohne ihn.
Ob Meschke Ambitionen habe, Blume einmal selbst als Porsche-Chef abzulösen, sollte dieser sich auf seine Rolle als VW-Chef zurückziehen? "Eine interessante Frage", sagte Blume mit einem Lachen - und reichte weiter an seinen Finanzer. Der wies die Spekulationen dann zurück. "Ich kann nur sagen, ich bin stolz in meiner derzeitigen Rolle und es wird auch in Zukunft dieselbe sein."
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