VWN erwägt Ausbau der ID-Buzz-Kapazität

Vor der am Dienstag in Hannover beginnenden IAA Transportation liegen Volkswagen bereits 12.500 Vorbestellungen für den neuen Elektrobulli VW ID Buzz vor. "Und das, ohne dass einer der Kunden das Fahrzeug beim Handel überhaupt gesehen oder angefasst hat oder gar damit fahren konnte", sagte VWN-Chef Carsten Intra der Automobilwoche. "Das ist schon erstaunlich. Und rund die Hälfte der Vorbestellungen, mehr als 6.000, entfällt auf den ID Buzz Cargo."

Die Lieferzeit betrage derzeit etwa sechs Monate: "Wir sind jetzt beim Liefertermin schon bei Ende des ersten Quartals, März oder April 2023." Die Jahresproduktion sei quasi schon vergriffen und über dieses Jahr hinaus ausverkauft. "Von den rund 15.000 Fahrzeugen, die wir 2022 bauen werden, können ja nicht alle sofort an die Kunden ausgeliefert werden. Wir müssen zunächst die Händler bestücken. Die ersten 6000 Fahrzeuge gehen also in die Showrooms, danach kommen die Kundenfahrzeuge", kündigte Intra an.

Die meisten Vorbestellungen gibt es aus Norwegen, wo bereits 3700 ID Buzz geordert wurden, gefolgt von Deutschland mit 2700 sowie den Niederlanden (1200) und Belgien (1000). Aus Großbritannien, wo der Vorverkauf gerade erst angelaufen ist, lägen bereits 900 Bestellungen vor. In Deutschland war der Vorverkauf bereits im Mai gestartet. Ausgeliefert würden die ersten Kundenfahrzeuge ab November, kündigte Intra an. "Direkt nach der IAA Transportation fangen wir erst einmal an, die Händler zu bestücken. Und ab November werden dann auch die ersten Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert."

Derzeit würden im Hochlauf 100 Autos pro Tag gefertigt, Ende des Jahres sollen es gut 200 sein. "Und im nächsten Jahr werden wir das dann richtig hochfahren", kündigte Intra an. "Richtung 100.000 sollte es schon gehen." Später sollen es 130.000 pro Jahr werden.

Neue Märkte schaue man sich intensiv an: "Wir haben vom Konzern die Freigabe bekommen, dass wir mit dem ID Buzz im Prinzip in jeden Markt gehen können, in dem schon die ID-Familie vertreten ist. Und da sind schon einige spannende Länder dabei. Japan etwa, Thailand oder Malaysia. Und auch China schauen wir uns gerade an."

Angesichts der Nachfrage seien auch der Porsche-Rückzug aus dem Artemis-Projekt verkraftbar. Der Artemis-Porsche sollte eigentlich ab 2024 in Hannover gebaut werden, zusammen mit den Modellen von Audi und Bentley. Vor einem Jahr zog sich Porsche aber aus dem Projekt zurück und annullierte den Auftrag. "Was Porsche angeht: Wenn Sie mich heute fragen, bin ich da gar nicht mehr so unglücklich drüber", sagte Intra. "Wenn der ID Buzz so hochläuft, wie wir es planen, und wir vielleicht wirklich nochmal die Kapazität erhöhen müssen, dann werden wir froh sein, dass wir hier dafür die Flächen haben."

Nach Informationen der Automobilwoche hatte Porsche mehr als 100 Millionen Euro an VWN überwiesen, um sich aus dem bereits abgeschlossenen Vertrag herauszukaufen. Das Geld kann VWN nun nutzen, um den ID Buzz nun auf weitere Märkte zu bringen und an die dortigen Vorschriften anzupassen. Der Konzernaufsichtsrat gab dafür Ende 2021 grünes Licht - als Teil des Ausgleichspakets, das für VWN nach dem Porsche-Abzug geschnürt wurde.

Eine Absage erteilte Intra dagegen der Idee, den ID Buzz, der ab 2024 auch in den USA verkauft werden soll, auch dort zu fertigen. Vor allem der bisherige Volkswagen-of-America-Chef Scott Keogh hatte dafür geworben. "Aktuell sehen wir diese Kapazitäten ganz klar hier in Hannover“, stellte Intra klar. "Das ist der Fertigungsstandort des ID Buzz. Darauf haben wir die Produktion hier ausgerichtet." Das VWN-Werk im polnischen Poznan "könnte vielleicht noch eine Rolle übernehmen", so der VWN-Chef weiter. "Aber andere Optionen prüfen wir derzeit nicht."

In Betracht käme ein Ausbau aber wohl erst nach dem Veraufsstart in den USA 2024. "Da wird es dann natürlich noch einmal einen Nachfrageschub geben", so Intra. "Dann müssen wir schauen, wie hoch die Nachfrage dort ist und ob wir die Kapazität dann noch einmal erhöhen." Für Europa werde man mit der bisher angepeilten Stückzahl dagegen auskommen. "Im nächsten Jahr werden wir sicher noch einen Bedarf haben, der höher ist, als das, was wir bauen können. Aber wenn wir dann die 130.000 erreichen, wird das für Europa sicherlich reichen."