Tauziehen am Tesa-Stand

Für den hohen Besuch am Messestand hatte sich der Klebestreifenhersteller Tesa etwas ganz Besonderes ausgedacht. Um zu zeigen, wie gut der neue Kleber für Batteriezellen hält, lud man den VW-Vorstand zum Tauziehen am Messestand ein: Zwei Metallplatten am Stahlseil wurden mit dem Superkleber verbunden, die Seilenden dann den beiden VW-Chefs im Tross in die Hand gedrückt.

Volkswagen-Konzernchef Oliver Blume, erst seit 1. September im Amt, und VW-Markenchef Thomas Schäfer, der erst zwei Monate länger an der Spitze der Kernmarke steht, griffen beherzt zu. Im Gang direkt neben dem Messestand in Halle 3 bauten sie sich zum Kräftemessen auf, Schäfer zog auf der eine Seite, Blume auf der anderen. Wobei der eigentliche Gegner der Klebstoff in der Mitte war.

"Geht nicht", sagte Schäfer nach dem ersten Versuch, die Platten in der Mitte zu trennen. "Wir sind zu schwach", nach dem zweiten, ebenso erfolglosen Versuch. Und Blume zeigte sich ebenso begeistert von dem Einsatz am Rande des sonst eher förmlichen Messerundgangs, der ihm und Schäfer sichtlich Spaß machte. "Eine tolle Idee", lobte der Konzernchef.

Das Produkt fürs Kräftemessen hatte Tesa mit Bedacht ausgewählt. Denn mit der VW-Batterietochter PowerCo in Salzgitter gibt es bereits Gespräche über den Einsatz in der geplanten Batteriezellfertigung, die 2025 anlaufen soll. Der neue Superkleber von Tesa könnte dann die Batteriekomponenten zusammenhalten.

Tesa war eine von fünf Stationen bei dem traditionellen Messerundgang der VW-Spitze auf der Internationalen Zuliefererbörse IZB, die noch bis Donnerstag direkt vor der Haustür von Volkswagen in Wolfsburg stattfindet. Und für die Aussteller ist es traditionell der Höhepunkt, wenn die Konzernspitze persönlich am Stand vorbeischaut.

Eine Stunde lang nahmen sich Blume und seine Mitvorstände dafür Zeit, und hatten dafür sogar die Sitzung des Konzernvorstands, die an diesem Tag im Werk nebenan stattfand, unterbrochen. Zehn Minuten waren für jeden Stand eingeplant, dann ging es weiter.

Den Auftakt machte dabei ein Produkt, das erst nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine in den Fokus gerückt war: der Kabelbaum. Am Stand des Herstellers Aptiv ließ sich Blume am Beispiel des VW-Zukunftsmodells Trinity erklären, wie sich der Kabelbaum in die komplette Elektronik-Architektur integrieren lässt. Für den Trinity-Kabelbaum hat Aptiv nach eigene Angaben bereits den Zuschlag. Gern wolle man aber noch mehr liefern, auch Steuergeräte und Software könne man beisteuern.

"Haben Sie einen Tipp für mich, wie wir die Geschwindigkeit erhöhen können", wollte Blume dann von Aptiv-Manager Timm Zimmermann wissen. Dessen Antwort war eindeutig: Mehr auf die Fähigkeiten der Partner achten und schauen, was sich gemeinsam machen lasse. Denn: "Wir bei Aptiv würden gern mehr für Sie machen."

Das galt auch für die anderen Zulieferer, die Blume und sein Tross besuchten. Mit dabei neben Blume und Schäfer waren auch Einkaufsvorstand Murat Aksel, Personalvorstand Gunnar Kilian, Audi-Chef Markus Duesmann und dessen Beschaffungsvorstand Dirk Große-Lohscheide. Schaeffler hat auf der IZB gezielt seine Produkte für die Mobilität der Zukunft aufgebaut, zeigte E-Motoren, Lösungen fürs Thermomanagement der Batterien, E-Achsen, Hybridantriebe. Und als Schaeffler-Automotive-Chef Matthias Zink dann darauf verwies, dass man auch im Rennsport aktiv sei, bekam Formel-1-Fan Blume leuchtende Augen.

Vielsagend war dann die Frage, die Blume am Ende an Zink hatte: Schaeffler sei ja ein Paradebeispiel für die Transformation in der Branche. "Wie schaffen Sie das?"  Die Antwort dürfte Blume dann aus dem Herzen gesprochen haben: "Früh kommunizieren, die Mitarbeiter mitnehmen, Aufbruchsstimmung verbreiten“, umriss Zink sein Konzept. Das hätte Blume selbst wohl kaum anders gesagt.

Nächste Stationen des Rundgangs war dann der Mittelkonsolenlieferant Dr. Schneider und der Schmierstofflieferant Fuchs, den Blume bereits vom Porsche Taycan kennt. Dr. Schneider hatte Beschaffungsvorstand Aksel für den Besuch ganz gezielt ausgewählt. Denn Dr. Schneider hatte erst Anfang des Monats Insolvenz angemeldet. Mit dem Besuch wolle man nun unterstreichen: "Wir stehen zu Dr. Schneider, weil wir an die Innovationsfähigkeit glauben", so Aksel.

"Diese Innovationsfähigkeit brauchen wir", betonte Aksel. Daher lasse man Zulieferer in Schwierigkeiten nicht fallen, solange man an die Innovations- und Zukunftsfähigkeit glaube. Das sei ein wichtiger Teil seiner neuen Beschaffungsstrategie, die er seit seinem Amtsantritt 2020 ausarbeitet. Dr. Schneider sei nun ein gutes Beispiel dafür.

Blume zeigte sich am Ende hoch zufrieden mit dem Messebesuch. "Ich hab auch wieder viel gelernt, das ist ja gerade bei solchen Besuchen das wichtigste", sagte er. "Ich glaube, gerade im Zusammenspiel mit den Partnern aus der Zulieferindustrie entstehen Innovationen und gute Lösungen. Das hat man hier sehr deutlich festgestellt." Und fügte hinzu: "Partnerschaft ist das Allerwichtigste. Gemeinsam ist man stark. In der Partnerschaft entstehen Innovationen. Und Innovationen bringen unsere Industrie voran. Darauf legen wir großen Wert im Volkswagen-Konzern."

Aus dem Datencenter:

Ergebnisse der Marken im VW-Konzern im ersten Halbjahr 2022