"Wir müssen das Automobil neu erfinden", sagte Dieter Zetsche schon 2008 auf dem Automobilwoche Kongress. Offensichtlich mit solch großem Nachdruck, dass man im Land der Tüftler gar nicht darüber nachdachte, dass das nicht nur fürs Auto gilt, sondern auch für den Kraftstoff. Mittlerweile ist der Groschen im Ländle gefallen. Denn jüngst gab das dortige Wirtschaftsministerium nach einem Spitzengespräch mit Wirtschaft und Wissenschaft Folgendes bekannt: "Wir können die Herausforderungen der Transformation nur mit Technologieoffenheit bewältigen. Neben der Elektromobilität und der Wasserstofftechnologie spielen dabei auch synthetische Kraftstoffe eine wichtige Rolle." Sogar der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann, Autofeind Nr. 1, fordert inzwischen eine Quote für E-Fuels. Das ist so, als wenn sich ein Chirurg bei der Bekämpfung eines Krebsgeschwürs ganz plötzlich für alternative Medizin ausspräche.
Nicht wenige Fachleute weisen darauf hin, dass die Klimaziele im Verkehr mit Batterieelektrik klar verfehlt werden. Nur wenn der Regulierer nicht länger in Entweder-oder-Kategorien denkt, lassen sich die gesteckten Zero-Emission-Ziele erreichen. Es ist allerdings hinlänglich bekannt, dass nicht wenige Beamte im Umweltbundesamt und in Brüssel auf diesem Ohr taub sind. Wenn der Green Deal über allem steht, führt der Weg nur über den derzeitigen Bestand von rund 300 Millionen Fahrzeugen in Europa. In der Professorensprache heißt das, wir müssen beim Kraftstoff "rückwärtskompatibel" werden.