Ms ID.3 mit Schrauber-Talent

Sie gilt als das Gesicht der Elektrooffensive bei VW und wird längst "Ms ID.3" genannt: Silke Bagschik. Als Vertriebs- und Marketingchefin der ID-Familie hat sie schon die Premiere der ersten Studie 2016 in Paris vorbereitet, im September 2020 reiste sie dann selbst nach Dresden, um dort in der Gläsernen Manufaktur das erste Serienmodell persönlich an den Kunden zu übergeben. "Der ID.3 ist mein Baby", sagt die 47-Jährige. Und schwärmt von der tollen Beschleunigung, mit der sie an der Ampel jeden abhänge.

Dabei kann sich die Wirtschaftsingenieurin, die schon im Studium die Automobilwirtschaft zum Schwerpunkt machte, durchaus für Verbrenner erwärmen. Sie war 2006 zu VW gekommen, kümmerte sich zunächst um Polo und Golf, bevor sie in die neue E-Auto-Sparte wechselte. Als Herzenswunsch und aus der Überzeugung, dass der ID-Familie die Zukunft gehöre, wie sie selbst sagt.

An ihrem ersten eigenen Auto, einem "Mars-roten" VW Käfer, der fast so alt war wie sie, hatte Bagschik während des Studiums sogar noch selbst geschraubt. "Mein Käfer und ich waren fast gleichaltrig, aber er hatte deutlich mehr Baustellen als ich", erzählt sie mit einem Augenzwinkern.

"Irgendwann verlor der Motor Öl– und den habe ich in der Studentenwerkstatt in Darmstadt auseinandergenommen, gereinigt und neu zusammengebaut. Das hat viel Spaß gemacht, aber auch Nerven gekostet." Der Marke blieb sie danach treu: "Als mein Radius europäischer wurde, kaufte ich einen Golf 2. Beide Fahrzeuge trug danach mein Bruder auf, der auch großer VW-Fan ist."

Ihr ersten Fahrerfahrungen hatte sie dagegen noch auf Zweitaktern gemacht. Denn Bagschik wurde in Wernigerode im heutigen Sachsen-Anhalt geboren. Das ist zwar keine 70 Kilometer von Wolfsburg entfernt, lag damals aber in der DDR auf der anderen Seite der innerdeutschen Grenze. "Meine Eltern fuhren Trabant. Die Großeltern Wartburg", erinnert sie sich. "Und ich durfte schon sehr früh auf Feldwegen in Begleitung üben."

Und auch die ersten Schraubererfahrungen machte sie schon damals: In einer Scheune habe sie einen Schwalbe-Motorroller und ein Simson-Moped gefunden, "an denen ich früh Hand anlegte".

Dass ihr neues "Baby", der ID.3 nun ausgerechnet in Zwickau gebaut wird, wo einst der Trabant ihrer Eltern entstand, scheint da wie eine glückliche Fügung. Selbst Hand anzulegen traut sie sich beim ID.3 aber nicht. "So viel schrauben kann man da ja gar nicht." Und ganz auf Verbrenner verzichten kann sie trotz aller Begeisterung für den E-Antrieb noch nicht. "Es gibt heute noch Situationen, wo man einen Verbrenner braucht", sagt Bagschik. "Ein Pferd nach Holland bringen mache auch ich nicht mit einem Elektrofahrzeug."

Doch ansonsten fahre sie nur noch elektrisch. "ID.3 und demnächst GTX", wie sie verrät. "Meine zwei Jungs wollen ohnehin nur ID. fahren und fragen mich, warum wir bei Volkswagen nicht ab sofort nur noch Autos 'ohne Auspuff' verkaufen."

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