Herr Zellmer, VW startet heute sein eigenes Abo-Modell. Was versprechen Sie sich davon?
Damit antworten wir auf einem generellen Trend und das zunehmende Bedürfnis nach mehr Flexibilität, welches wir ja zunehmend in vielen Bereichen der Gesellschaft sehen. So wächst auch die Zahl der Menschen, die ein Fahrzeug nicht unbedingt dauerhaft besitzen, es aber für einen festen Zeitraum exklusiv nutzen wollen. Mit dem Auto-Abo platzieren wir jetzt ein Angebot im Markt, um auch diese wachsende Nachfrage zu bedienen und Mobilität zu verkaufen, ohne dass sich Kunden durch Fahrzeugkauf oder einen Leasingvertrag über zwei oder drei Jahre festlegen müssen. Wir schaffen die Möglichkeit, ganz kurzfristig einen Volkswagen – in unserem Fall zunächst rein batterieelektrische Fahrzeuge – drei Monate zu festen Kosten ohne weitere Festlegung fahren zu können.
Welchen Anteil an Ihrem Geschäft soll das einmal haben?
Wir schätzen, dass bis 2030 rund 20 Prozent unserer Umsätze aus Abos und anderen kurzfristigen Mobilitätsangeboten wie tage-, wochen- oder monatsweisen Fahrzeugmieten stammen könnten.
Sie starten das Abo-Modell nur mit E-Modellen. Planen Sie eine Erweiterung auf Verbrenner?
Auf jeden Fall. Mittelfristig werden wir auch Verbrenner in der Abo-Flotte haben. Aber wir starten jetzt zunächst mit ID.3 und ID.4 und wollen zum Jahresende zwischen 2000 und 3000 Fahrzeuge in diesem Abo-Pool haben. Unser langfristiges Ziel ist es, eine Mobilitätsplattform für alle Volkswagen-Fahrzeuge und alle Nutzungsfälle anzubieten. Sie können dann entweder kaufen, leasen für zwei oder drei Jahre oder für noch kürzere Zyklen nutzen – drei oder sechs Monate im Abo oder für wenige Wochen oder gar Tage und Stunden als Fahrzeugmiete.
Woher kommen die jungen Gebrauchten? Sie bieten ja nur ID.3 und ID.4 an, und so lange sind beide ja noch gar nicht auf dem Markt.
Das stimmt. Im Moment nutzen wir da die jungen gebrachten Dienstwagen und Flottenfahrzeuge aus unsrem Bestand. Wir haben ja schon viele Mitarbeiter, die batterieelektrische Fahrzeuge fahren. Und bis Jahresende offerieren wir zwischen 2000 und 3000 top gepflegte Fahrzeuge, die wir als junge Gebrauchte in den Abo-Pool einbringen können. Selbstverständlich werden wir mittel- und langfristig auch die Fahrzeuge aus dem Handel aufnehmen, damit wir Mobilität dann auch mit Fahrzeugen anbieten, die heute bei den Händlern stehen.
Was hat der Handel von dem Abo-Modell?
Unsere Händler werden auch beim Abo-Modell fest eingebunden und davon auf jeden Fall profitieren. Zunächst beim Thema Service. Für Winterräder, Sommerräder, Service und so weiter sind unsere Händler der erste Ansprechpartner. Und sie profitieren vom geschlossenen Fahrzeugkreislauf - da sind die Händler ein wesentlicher Bestandteil. Selbstverständlich sind sie auch diejenigen, die die Fahrzeuge dann als erstes angeboten bekommen, wenn wir sie aus dem Auto-Abo dann in den Gebrauchtwagenmarkt bringen. Und, ganz wichtig: Wir wollen mit dem Auto-Abo neue Kunden erobern und mit der Marke in Kontakt bringen, die ohne das Angebot vielleicht gar nicht zu uns gekommen wären. Das eröffnet dann auch den Händler Chancen auf neues Geschäft.
Eine Prämie für den Abschluss, wie Sie sie in Ihrem geplanten Online-Vertrieb vorsehen, gibt es beim Abo aber nicht?
Nein, das ist hier nicht eingeplant. Es handelt sich ja um Gebrauchtwagen und nicht um Neuwagen.
Volkswagen Financial Services bietet schon seit September 2020 Autos im Abo an, auch den ID.3. Machen Sie sich jetzt konzernintern Konkurrenz?
Die Erkenntnisse aus der Pilotierung der Financial Services fließen natürlich in unser Abo-Model mit ein. Nicht zuletzt durch dieses Angebot konnten wir gut abschätzen, dass es einen vielversprechenden Markt gibt. Wir verfolgen einen leicht anderen Ansatz. Einerseits sind wir mit anderen Preisen am Start: 499 Euro pro Monat für den ID.3, 649 Euro für den ID.4, alles inklusiver außer Strom. Andererseits können sie bei unserem Auto-Abo Angebot ein konkretes Modell auswählen - und nicht nur eine Fahrzeugklasse.
VW hat gerade angekündigt, Europcar zurückzukaufen und zur zentralen Mobilitätsplattform auszubauen. Wird Ihr Abo-Modell dann dort andocken?
Für zukünftige Mobilitätsangebote ist Europcar natürlich eine hoch interessante Drehscheibe – das gilt im Prinzip auch für Auto-Abos. Es ist noch zu früh, hier weiter zu spekulieren, wie das konkret aussehen könnte. Ganz wichtig ist für uns grundsätzlich, dass die Marken-Identität auch beim Abo-Modell gewahrt bleibt. Das heißt, es wird ein VW-Abo-Modell geben, ganz egal, über welche Drehscheibe das dann angeboten wird.
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