Audis Strategie für den Verbrenner-Abschied

Sechs Woche nach VW legt nun auch Audi seine neue Strategie bis 2030 vor. Unter dem Titel "Vorsprung 2030" will sich die VW-Tochter fit machen für die Zukunft. Neben dem Abschied vom Verbrenner rücken dabei die Themen Software und Digitalisierung in den Fokus. Das soll auch zusätzlich Geld in die Kasse bringen - und die Rendite auf über elf Prozent anheben.

"Das Tempo der Veränderungen in unserer Gesellschaft nimmt rasant zu", sagte Duesmann bei der virtuellen Vorstellung der ersten Eckpunkte der neuen Strategie. "Daher beschleunigen wir unsere Transformation." Und fügte hinzu: "Die Unternehmensstrategie 'Vorsprung 2030' wird die Zukunftsfähigkeit von Audi sicherstellen."

Im Mittelpunkt der neuen Strategie steht dabei der Abschied vom Verbrenner, den Duesmann bereits vor zwei Monaten verkündet hatte: Bis 2033 läuft der Verbrenner nach und nach aus. 2025 läuft das letzte neue Modell mit klassischem Antrieb an an, nach Informationen der Automobilwoche der nächste Q8. Wenn er 2033 ausläuft, baut Audi dann nur noch E-Autos.

Mit der neuen Strategie bis 2030 sieht sich Audi auf einer Linie mit VW-Konzernchef Herbert Diess, der im Juli seine Konzernstrategie 2030 vorgestellt hatte. Gerade beim Thema Elektrifizierung macht Audi aber noch mehr Tempo als die Konzernmutter. "Wir setzen so konsequent wie kein anderer etablierter Automobilhersteller auf die Elektromobilität", so Finanzvorstand Jürgen Rittersberger.

Allerdings mit einer Ausnahme: In China werde man gegebenenfalls auch nach 2033 noch Verbrenner im Angebot behalten. Zum Auslaufmodell erklärt Audi den Antrieb aber auch dort: Bis zum Start des letzten neuen Verbrenners in Europa 2025 werde man die Motoren noch weiterentwickeln, danach aber nicht mehr, sagte Audi-Chefstrategin Silja Pieh.

In China könnten die bestehenden Motoren dann weiter verbaut werden. "Es wird aber keine neuen Entwicklungen geben." Und exportieren wolle man die China-Verbrenner auch nicht. Es gelte der Grundsatz: "In China, für China." Der Diesel, der in China schon jetzt keine Rolle spielt, verschwinde dann ganz.

Neben dem Abschied vom Verbrenner rückt die neue Strategie die Themen Software und Digitalisierung stärker in den Fokus. Intelligente Hardware soll es ermöglichen, dass Extras nachträglich als Functions on Demand gegen Entgelt freigeschaltet werden können - entweder dauerhaft oder zeitlich befristet. Das, so Ritterberger, werde dann auch neue Einnahmequellen eröffnen. "Unsere neuen Geschäftsmodelle werden viel mehr Software-orientiert sein."

Vor allem das autonome Fahren werde dabei für große Veränderungen sorgen. "Das autonome Fahren wird der Startpunkt der zweiten großen Transformation nach unserem eindeutigen Votum für das elektrische Fahren", sagte Pieh. "Mit der ersten Benzinkutsche vor 135 Jahren hat das nichts mehr zu tun. Wir starten eine neue Zeitrechnung."

Zum festen Bestandteil der Strategie macht Audi zudem das Thema Nachhaltigkeit, die Audi auch in der gesamten Lieferkette nachprüfbar machen will. Das Thema Nachhaltigkeit sei bereits jetzt bei vielen Mitarbeitern und Vorständen "sehr tief verankert", sagte Pieh. Das wolle man künftig "noch stärker leben".

An der Strategie hatten Pieh und ihr Team seit September gearbeitet – und das fast durchweg im Homeoffice. Erstmals, so betonte die Chefstrategin, sei die Strategie komplett im eigenen Haus entstanden und nicht von externen Beratern erarbeitet worden. "Das haben wir so noch nie gemacht", sagte Pieh. Rund 500 Audi-Mitarbeiter aller Hierarchiestufen hätten daran mitgewirkt und konnten selbst Ideen einbringen. Daraus wurden am Ende sechs konkrete Handlungsfelder entwickelt.

Der Umbau zum reine E-Autobauer werde zunächst große Investitionen erfordern, räumte Rittersberger ein. "Wir müssen unsere Innovationen schnell vorantreiben, um wettbewerbsfähig zu bleiben." Mittelfristig werde man mit E-Modellen aber mindestens soviel Geld verdienen, wie bisher. "Wir erwarten, dass in etwa zwei bis drei Jahren die Profitabiltät der Elektrofahrzeuge in etwa auf dem Niveau der Verbrennerfahrzeuge liegen wird." Beim gerade angelaufenen Q4 e-tron liege die Marge schon jetzt genauso hoch wie beim vergleichbaren Verbrenner Q3.

Entsprechend ehrgeizig sind die renditeziele der VW-Tochter: Langfristig soll die Umsatzrendite auf über elf Prozent steigen. Bisher wurde neun bis elf Prozent angepeilt, 2020 lag sie bei 5,5 Prozent. Ziel sei profitables Wachstum. Um die Kosten zu senken, setzt Audi dabei auf Synergien im VW-Konzern, etwa durch die geplante Einheitszelle bei den Batterien, bei der Software von Cariad und bei der neuen E-Plattform SSP. "Da haben wir im Konzern sehr großes Synergiepotenzial", sagte Pieh. "Das hilft uns natürlich."

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