USA verschieben Detailplanung des Inflation Reduction Acts

Die Verhandlungen über die genaue Auslegung der Förderrichtlinien für Elektroautos im Rahmen des Inflation Reduction Acts der US-Regierung von Joe Biden sprengen jetzt den ursprünglich geplanten Zeitrahmen. In der Nacht zu Dienstag deutscher Zeit gab das US-Finanzministerium deswegen bekannt, die Einführung der konkreten Förderbedingungen für die Produktion von vollelektrischen Fahrzeugen auf März 2023 zu verschieben.

Nun ist stattdessen geplant, die Richtlinien für die europäischen Hersteller zwar bis Ende Dezember zu veröffentlichen, sie aber eben erst ab März zur Anwendung zu bringen. Das soll vor allem den europäischen Herstellern Zeit verschaffen, sich auf die neue Marktsituation in den USA einzustellen.

Hintergrund: Die USA wollte ursprünglich bereits ab 1. Januar 2023 den Kauf eines Elektroautos mit bis zu 7500 Dollar Steuervorteil fördern. Allerdings nur, wenn das Fahrzeug in Nordamerika endmontiert wird und 40 Prozent der Rohstoffe der Batterie in den USA, oder einem Land, mit dem die USA ein Freihandelsabkommen unterhalten, abgebaut oder verarbeitet werden. Der Prozentsatz wird bis 2028 sogar auf 100 Prozent steigen. Das Gesetz soll die nationale Wirtschaft in den USA stärken, schließt aber die Förderung von EU-importierten Fahrzeugen faktisch aus.

In einer vom US-Energieministerium stets aktuell veröffentlichten Liste wären damit aktuell nur vier Fahrzeuge deutscher Hersteller noch förderfähig. BMW mit dem X5 aus dem Werk Spartanburg und dem 330e aus dem mexikanischen San Luis Potosi (beides Plug-In-Hybride), Mercedes mit dem vollelektrischen EQS SUV aus dem Werk in Tuscaloosa/Alabama und Volkswagens elektrischer ID.4 aus dem Werk in Chattanooga/Tennessee.

Ein klarer Wettbewerbsnachteil für die Europäer im Wettkampf mit US-Unternehmen wie Tesla (aktuell vier förderfähige Modelle). Seit Monaten gab es deswegen Verhandlungen hinter den Kulissen und auf politischer Ebene. Vor vier Tagen dann ein erster Durchbruch: Aus dem Weißen Haus hieß es, der Inflation Reduction Act werde nun entschärft. Auch vertrauenswürdige Handelspartner wie die EU sollten zukünftig als Teil der förderungsfähigen Wertschöpfungskette anerkannt werden. Wie genau, blieb offen.

Diese Details sollen jetzt bis Ende des Jahres stehen und dann eine Karenzzeit von drei Monaten beginnen, in denen die europäischen Hersteller ihre Lieferketten entsprechend auf die Anforderungen des Inflation Reduction Acts ausrichten können. Eine große Herausforderung.

Offen ist, ob der Schritt der Biden-Administration für die europäische Autoindustrie wirklich hilfreich ist. Einerseits scheinen die Befürchtungen der Europäer in den USA wahrgenommen zu werden. Andererseits will die US-Regierung jetzt innerhalb der nächsten zehn Tage Fakten schaffen, die binnen nur knapp drei Monaten von den europäischen Herstellern umgesetzt werden müssen. Die Drähte zwischen den Konzernzentralen in Europa und den Lobbyisten in der US-Hauptstadt Washington glühen in diesen Tagen.

Aus dem Datencenter:

Absatz und Marktanteil der Top-20-Marken in den USA Januar bis März 2021