Europäer sparen - aber nicht am Auto

Müssen die Menschen wegen der sprunghaft gestiegenen Inflation sparen? Verzichten sie womöglich aufs Auto? Ist der Elektro-Boom zu Ende? VW wollte es genau wissen und ließ in mehreren europäischen Ländern eine eigene Studie dazu erstellen. Das Ergebnis ist für den Hersteller durchaus beruhigend. Zwar wollen viele auch bei der Mobilität sparen. Aber eher durch weniger Fahrten oder spritsparende Fahrweise. Ganz aufs Auto verzichten wollen nur wenige.

Fast jeder dritte Befragte - gut 29 Prozent - gab sogar an, trotz gestiegener Lebenshaltungskosten 2023 die Anschaffung eines Fahrzeugs zu planen, entweder neu oder gebraucht. Von denjenigen, die schon ein Auto haben, will nur jeder Fünfzigste (zwei Prozent) das Auto ganz abschaffen. Sieben Prozent planen dagegen sogar die Anschaffung eines zusätzlichen Fahrzeugs.

Das muss aber nicht unbedingt elektrisch sein. Fast die Hälfte der Befragten, die einen Autokauf planen, sucht am ehesten einen Verbrenner: 47 Prozent. Der Anteil der Kunden, die sich eher für ein zumindest teilelektrifiziertes Modell entscheiden wollen, liegt mit 53 Prozent aber sogar noch darüber. Überraschend gut schneiden dabei Plug-in-Hybride ab, für die sich 36 Prozent der befragten Kaufinteressenten erwärmen würden. 17 Prozent gaben an, ein reines E-Auto zu planen.

Beide Werte wären ein deutlicher Anstieg: 2022 lag der Anteil reiner E-Autos an den Neuzulassungen in Europa laut Branchenverband ACEA bei zwölf Prozent, Plug-in-Hybride kamen auf 23 Prozent. Sollten die Absichten aus der Umfrage jetzt tatsächlich in entsprechenden Käufen münden, wären das bei beiden Antrieben ein Anstieg um rund die Hälfte. Erstaunlich dabei: Auch in Deutschland, wo die Förderung für Plug-in-Hybride gerade ausgelaufen ist, gab fast jeder dritte Kaufinteressent an, 2023 einen solchen Teilzeitstromer kaufen zu wollen.

Zugleich offenbar die Studie aber auch, dass viele wegen der rasant gestiegenen Preise den Gürtel enger schnallen müssen. Gespart wird aber nicht beim Auto selbst. Stattdessen wollen die meisten lieber weniger heizen. 43 Prozent wollen hier Ausgaben einsparen, 42 Prozent bei Anschaffungen allgemein, 41 Prozent beim Warmwasser. Jeder Dritte gab sogar an, bei Lebensmitteln sparen zu wollen, mehr als jeder Vierte beim Urlaub.

Weniger ausgeben wollen viele auch bei der Mobilität, aber ohne ganz auf das Auto zu verzichten. 39 Prozent der Autofahrer gaben an, stattdessen weniger damit fahren zu wollen. 34 Prozent wollen ihre Fahrweise anpassen und vorausschauender fahren, um mit weniger Sprit auszukommen.

Insgesamt hatte VW 7518 Volljährige in fünf europäischen Ländern befragen lassen, jeweils 1500 in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien und Großbritannien. Durchgeführt wurden die zehnminütigen Befragungen online durch die Münchener Unternehmensberatung MM Customer Strategy Ende Oktober bis Anfang November 2022.

Zwischen den Ländern zeigten sich dabei merkliche Unterschiede. So lag der Anteil derjenigen, die über ein E-Auto nachdenken, in Deutschland mit 22 Prozent am höchsten, während er in Spanien bei nur zehn Prozent lag. Plug-in-Hybride kommen dagegen vor allem in Südeuropa gut an, waren in Italien für 46 Prozent der Kaufinteressenten das Fahrzeug der Wahl, in Spanien für 44 Prozent. Die Briten dagegen zeigen sich als Verbrennerfreunde: 55 Prozent wollen weder von Elektro noch von Plug-in etwas wissen.

Auch die generelle Kaufabsicht unterscheidet sich deutlich von Region zu Region. Während in Spanien 30 Prozent de befragten Autofahrer über die Anschaffung eines Autos nachdenken und in Italien sogar 38 Prozent, waren es in Frankreich nur 24 Prozent. Deutschland lag mit 28 Prozent im Mittelfeld, knapp vor Großbritannien (27 Prozent).

Aus dem Datencenter:

Entwicklung der Inflationsrate in Deutschland von 2010 bis 2022