"Kein Tempolimit auf deutschen Autobahnen!" Noch am Tag vor der Wahl blies der kleine Münchner Automobilclub Mobil in Deutschland e.V. zur Attacke gegen Rot-Rot-Grün. Ob es den konservativen Parteien geholfen hat, weiß keiner. Eines aber ist nach der Wahl gewiss: Tempo 130 wird nicht mehr die erste Maßnahme einer neuen Regierung mit grüner Beteiligung sein, wie es Annalena Baerbock zuvor postuliert hatte. Denn in den Koalitionsgesprächen der kommenden Wochen wird der Kompromiss die entscheidende Rolle spielen, nicht mehr die Symbolpolitik.
Genau genommen ist Tempo 130 ein Anachronismus aus den 70er-Jahren. Damals hatte ein VW Käfer noch einen Bremsweg von fast 60 Metern bei Tempo 100. Vergleichbare Fahrzeuge brauchen heute dafür noch etwa die Hälfte, meist weniger. Und zwischen den damaligen und heutigen Sicherheitssystemen eines Autos liegen Welten. Deutsche Autobahnen zählen zu den sichersten in Europa. Und die Zahl der Verkehrstoten auf den tempolimitierten restlichen deutschen Straßen ist mehr als dreimal so hoch wie auf der Autobahn. Wenn das Umweltbundesamt in seiner Argumentation schon den Sicherheitsaspekt nach vorne schiebt, offenbart das zum einen nur die Unfähigkeit, zu priorisieren, und zum anderen, dass die erzielbare Reduktion der CO2-Emissionen kein Argument ist und wohl eher gegen null geht.