Diese Ziele setzt VW-Chef Blume seinen Marken

Volkswagen-Chef Oliver Blume zieht durch. Im Rahmen des Kapitalmarkttages der Wolfsburger am Hockenheimring in Baden-Württemberg präsentierte der Unternehmens-CEO erstmals die verschärften Renditeziele für alle Marken des Konzerns. Diese Zielvorgaben sollen idealerweise schon bis zum Ende dieses Jahrzehnts erreicht werden. Blume sagte: "Das ist wie im Fitness-Center. Jeder fängt an, zu trainieren und je fitter jeder Einzelne wird, desto fitter ist am Ende die ganze Gruppe."

Bereits bekannt war, dass die Kernmarke Volkswagen PKW mithilfe des Programms "Acclerate forward" eine RoS-Ziel von 6,5 Prozent erreichen soll. Die gesamte Markengruppe Volumen hingegen muss sogar noch mehr liefern. Für die von Blume als "Core" bezeichnete Gruppe um Volkswagen PKW, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Seat/Cupra und Skoda gilt insgesamt eine Vorgabe von acht Prozent. Seat/Cupra und Cupra sollen davon je zehn Prozent beisteuern. Das Ziel für Volkswagen, immerhin eine Steigerung von rund drei Prozent von den bisher im Schnitt rund 3,5 Prozent, ist also bei weitem nicht die schärfste Vorgabe.

Der von Audi angeführte "Progessive"-Bereich, sonst auch als "Markengruppe Premium" bezeichnet, soll 14 Prozent Umsatzrendite beisteuern. Die Ingolstädter sollen dazu dreizehn Prozent beisteuern, aktuell liegt Audi bei 12,2 Prozent. Bentley (20 Prozent), Lamborghini (25 Prozent) und Motorradhersteller Ducati (14 Prozent) liegen noch über der Marke mit den vier Ringen. Oliver Blume auf Nachfrage der Automobilwoche: "Mittelfristig erwarten wir von Audi zwölf Prozent, das strategische Ziel liegt bis 2030 dann bei 14 Prozent. Das gilt für die gesamte Markengruppe."

Die "Sport Luxury"-Gruppe, die ohnehin nur aus Blumes Lieblingsmarke Porsche besteht, die er auch weiter in Doppelfunktion führt, bekommt eine Zielvorgabe von 20 Prozent. Auch diese Zahl ist nicht neu, die Zuffenhausener liegen aktuell bereits bei 18 Prozent und steigerten sich im Vergleich zu 2021 schon um zwei Prozent.

Bei den Trucks will Blume von seinen Marken im Schnitt neun Prozent sehen. Scania soll durch gestiegene Effizienz zwölf Prozent Umsatzrendite erreichen, Navistar (neun Prozent), MAN (acht Prozent) und Traton (acht Prozent) liegen darunter. Auch diese Vorgaben sind teilweise nicht neu.

Bei den jeweiligen Marktsegmenten ergeben sich zukünftig zudem neue Verantwortlichkeiten, wie Blume in einer Medienrunde vor Beginn des Kapitalmarkttages erläuterte. Die Kernmarke Volkswagen PKW verantwortet zukünftig in der Entwicklung der wichtigen SSP-Plattform für zukünftige Elektroautos (steht für Scalable Systems Platform) lediglich das superkompakte A0- und das A-Segment. Diesen Bereich fasst Blume in seiner Strategieplanung als "Functionality"-Bereich zusammen. Dazu gehören Fahrzeuge von VW, aber auch Audi, Seat/Cupra und Skoda.

In der Mittelklasse übernimmt Audi die Verantwortung. Die Ingolstädter führen den Konzern im B- und C-Segment an, das Blume als "Technology"-Bereich aufsummiert. Dazu gehören neben Audis Mittelklasse-Angeboten auch Fahrzeuge von Volkswagen, Cupra und Porsche. "Vorsprung durch Technik" – das gilt für Audi jetzt bis auf weiteres nur noch in der Mittelklasse, aber nicht mehr als technologischer Leuchtturm des gesamten VW-Konzerns.

Denn dort, im von Konzern-CEO Oliver Blume als "Performance" betitelten Bereich ab dem D-Segment, hat Porsche in Alleinverantwortung den Hut auf. Auch Fahrzeuge von Bentley und Lamborghini auf der SSP-Plattform sind hier eingruppiert. Bisher gehörten die beiden Luxus-Marken in der Markengruppe Premium unter das Dach von Audi.

Oliver Blume deutete zudem an, die SSP-Plattform könne deutlich vor 2028 fertig sein. Bisher war die neue, flexible Elektroplattform, mit der Volkswagen perspektivisch 40 Millionen Elektroautos bauen will, erst in fünf Jahren erwartet worden. Probleme bei der Software-Schmiede Cariad hatten das Projekt verzögert. Jetzt sagte Blume: "Ich sage klar: Wir kommen damit früher, als viele erwarten. Wir reden hier über verschiedene Level der Plattform. Porsche hat schon angekündigt: Unser luxuriöses SUV, der sogenannte K1, wird auf SSP kommen. Und das deutlich früher als viele erwarten. Nicht erst 2028.“

Auch das aktuelle Sorgenkind, die PPE-Plattform, mit der Audi und Porsche ihre nächste Generation Elektrofahrzeuge noch in diesem Jahr produzieren wollen, soll rechtzeitig werden. Blume: "Wir erhöhen die Geschwindigkeit, um unsere Premium-Plattform an den Start zu bringen. Die PPE gibt uns viele Möglichkeiten, das ist auch ein großer Vorteil für Audi. Beide Plattformen, PPE und auch der MEB+, kommen Mitte der Dekade, die PPE 2024, der MEB+ kurz danach." Voraussichtlich 2025.

Für den Markt in China versprach Volkswagen im Vorfeld des Kapitalmarkttags ebenfalls eine Steigerung. Finanzchef Arno Antlitz: "Wir wollen in Europa stark bleiben. In China streben wir 15 Prozent Marktanteil an. Und in Amerika wollen wir wachsen.“ Aktuell liegt der VW-Konzern mit allen Marken im Reich der Mitte bei 13 bis 14 Prozent.

Aus dem Datencenter:

Elektromodellvorschau bei Volkswagen von 2023 bis 2028