Wo die 479.700 Fahrzeuge von Tesla herkommen

Die Fabriken brummen bei Tesla. Im zweiten Quartal dieses Jahres fertigte der Elektro-Pionier nach eigenen Angaben 479.700 Fahrzeuge, davon 460.211 der Volumenmodelle Model 3 und Model Y, sowie 19.489 der älteren, hochpreisigen Model S und Model X. Es ist abermals ein neuer Rekord für das US-Unternehmen. Dahinter steckt ein schlankes Produktionsnetzwerk, das Tesla-Chef Elon Musk mindestens so wichtig ist, wie die intelligente Software-Architektur seiner Fahrzeuge.

Was 2010 mit dem Kauf des über 60 Jahre alten General-Motors-Werks im kalifornischen Fremont begann, hat sich zu einem weitverzweigten Produktionsnetzwerk entwickelt, mit dem der E-Pionier in allen Weltregionen Fahrzeuge fertigen kann. 1.313.851 Autos produzierte Tesla im vergangenen Jahr in seinen vier Fabriken. Ein Wert, den man in diesem Jahr bereits deutlich übertreffen wird. Mehr als die Hälfte davon entstand in der Gigafactory Schanghai.

Die Chinese Passenger Car Association gibt das Produktionsvolumen des Ende 2019 eröffneten Werks mit 710.865 Fahrzeugen an. Dabei bremsten Lieferengpässe und die Auswirkungen der Corona-Pandemie den derzeit größten Tesla-Standort sogar noch aus. Im August 2022 stellten Arbeiter die Erweiterung des Werks im Südosten von Schanghai fertig, die dem Elektroautohersteller zukünftig eine Kapazität von bis zu einer Million Fahrzeuge jährlich ermöglicht.

Es sind diese starken Zahlen aus Schanghai, die Unternehmenschef Musk dazu brachten, im vergangenen Jahr seinen Topmanager Tom Zhu aus China nach Texas zu beordern, um ihn dort die Produktionsprobleme aus der Welt schaffen zu lassen. Denn während Schanghai bereits hohe Stückzahlen für den Markt produziert, schwächeln die beiden im Abstand von nur wenigen Wochen im Frühjahr 2022 ­eröffneten Fabriken in Grünheide bei Berlin und Austin in Texas noch bei den Stückzahlen. Grünheide kommt aktuell nach Unternehmensan­gaben auf 5000 Fahrzeuge pro ­Woche, also 260.000 Autos pro Jahr. In seiner ersten Ausbaustufe ­plante Tesla eigentlich mit 500.000 Model Y aus Grünheide, also fast dem doppelten Volumen.

In Austin ist es ähnlich. Aktuell kommen die Beschäftigten auf rund 4000 Model Y pro Woche. ­Parallel wird die Serienfertigung des Cybertruck und des Lkw Semi vorbereitet, die beide noch in ­diesem Jahr anlaufen sollen. Die geplante Kapazität des Werks in Texas liegt ebenfalls bei 500.000 Fahrzeugen, aktuell erreicht es wie in Grünheide nur knapp die Hälfte.

Das sei jedoch kein Problem, das Tesla längerfristig ausbremsen werde, sagt Peter Nagel von der Unternehmensberatung ANP ­Management Consulting. „Tesla wird den Hochlauf schneller in den Griff bekommen als in Schanghai, da das Unternehmen ein enormes Tempo bei der Fertigung und ­Automatisierung an den Tag legt. Zudem hat man Veteranen in Teams integriert, Erfahrungen aus China mit einfließen lassen und die Produktion schlanker ­gestaltet.“

Das Stammwerk im kalifornischen Fremont hingegen läuft ­verlässlich. Die Fabrik südlich von San Francisco bietet die größtmögliche Flexibilität aller Tesla-Standorte und produziert alle vier Fahrzeuge der Modellpalette mit einer momentanen Kapazität von 650.000 Autos. Erst im vergangenen Sommer wurde ein neuer Auslieferungsrekord aufgestellt.

Bei der Ausstattung der jeweiligen Linien setzt Tesla auf deutsche Fertigungsqualität. So statteten unter anderem die Maschinen­bauer Eisenmann (mittlerweile zerschlagen) und Dürr die Tesla-Werke aus. Das Unternehmen Grohmann aus der Eifel übernahm Tesla 2017 sogar kurzerhand selbst, um maßgeschneiderte Produktionsanlagen selbst konzipieren zu können.

Auch bei den Pressen geht Tesla eigene Wege und ließ sich vom italienischen Unternehmen Idra sogenannte „Giga­pressen“ entwickeln, die den gesamten ­hinteren Rahmen in einem Stück fertigen ­können. Auf die Lieferanten kommen schon bald neue Aufträge zu. Im März gab Tesla bekannt, im mexikanischen Bundesstaat Nuevo ­León die größte Elektroautofabrik der Welt errichten zu wollen. Bereits Ende des kommenden Jahres soll das Werk fertiggestellt sein. Das Unternehmen plant mit nur neun Monaten Bauzeit. Auch mit einem weiteren Standort in Indonesien liebäugelt Musk bereits. Die geplanten Kapazitäten: jeweils rund eine Million Autos pro Jahr.

Aus dem Datencenter:

Die Produktionswelt von Tesla im Jahr 2023