Wie Elon Musk Model S und X neues Leben einhaucht

Fast hätte man vergessen können, dass es bei Tesla außer den Volumenmodellen 3 und Y und dem lange vor der Markteinführung heiß diskutierten Cybertruck noch andere Modelle gibt. Denn die teureren Modelle S und X spielen beim globalen Absatz des amerikanischen E-Auto-Pioniers kaum noch eine Rolle. Das soll sich jetzt ändern – und dazu dreht der Hersteller bei beiden Fahrzeugen kräftig an der Preisschraube.

Sowohl Model S als auch Model X kosten im US-Konfigurator in der neuen Budget-Variante, die wie vor ihrer zwischenzeitlichen Abschaffung unter der Bezeichnung "Standard Range" läuft, exakt 10.000 US-Dollar weniger als die bislang angebotene günstigste Ausführung. Der Preisunterschied zu den "Plaid"-Spitzenvarianten beträgt beim Model S 30.000 und beim Model X 20.000 Dollar. Die Auslieferungen sollen in den Vereinigten Staaten bereits um den September herum beginnen.

Käufer müssen dafür Abstriche bei der Reichweite und der Leistung hinnehmen. Das Model S "Standard Range" fährt laut Herstellerangaben mit einer Akkuladung 320 Meilen (ca. 515 Kilometer), das sind 85 Meilen weniger als bei der nächstbesseren Variante. Der Sprint auf 100 km/h dauert ebenfalls etwas länger. Beim Model X beträgt die Reichweitendifferenz auf dem Papier 79 Meilen.

Tesla verbaut in den Autos zwar die gleichen Akkus, regelt die Reichweiten aber durch die Software herunter, wie der Hersteller auf Nachfrage des US-Portals "Electrek" bestätigte. Es handelt sich also um ein sogenanntes "Software Lock". Ob Tesla Käufern der Budget-Varianten in Zukunft gegen eine entsprechende Prämie ein Upgrade anbietet, ist noch unklar. In der Vergangenheit hat Tesla mit dieser Vermarktungsstrategie aber bereits experimentiert.

Im zweiten Quartal 2023 trugen die Modelle S und X gerade einmal fünf Prozent zum globalen Absatz von Tesla bei. Die Konzentration auf die Modelle 3 und Y ist klar zu erkennen; der Cybertruck soll demnächst mit langer Verspätung endlich in die Serienproduktion gehen. Doch angesichts der immer stärker werdenden E-Auto-Konkurrenz – vor allem aus China – will Tesla-CEO Elon Musk jetzt offenbar auch die beinahe in Vergessenheit geratenen Flaggschiffe wieder stärker einbringen. Nicht nur für Neukunden, sondern auch für Bestandskunden soll der Schritt vom Einstiegs- ins Premiumsegment erschwinglicher werden.

In China hat Tesla die Preise für bestimmte Model-Y-Varianten in dieser Woche zum wiederholten Mal gesenkt, um den Absatz anzukurbeln. Musks Idee: Marktanteil vor Marge – und später über Updates und Services Geld verdienen. Die Preissenkungen auf dem amerikanischen Heimatmarkt um jeweils 10.000 Dollar sind die nächste Kampfansage. Aber kommen Model S und Model X in der wiederbelebten Budget-Variante auch nach Europa? Im deutschen Konfigurator ist davon jedenfalls noch nichts zu sehen.

Aus dem Datencenter:

E-Auto-Absatz von Tesla von 2010 bis 2022