Audi lässt es für 100 Millionen Euro krachen

Auf neue Elektroautos von Audi wartet die Branche inzwischen seit längerer Zeit, mit dem Q6 e-tron steht ein neues SUV zumindest in den Startlöchern. Dennoch gab es für den Premium-Hersteller jetzt mal wieder etwas zu feiern: Nach sieben Jahren Bauzeit mit einer komplizierten Bodensanierung eröffnete Audi den "incampus", einen neuen Technologiepark im Süden von Ingolstadt, der zukünftig die Heimat des großen Fahrsicherheitszentrums, des Audi-Rechenzentrums und einer der Standorte der Software-Schmiede Cariad sein wird.

Der neue Audi-Chef Gernot Döllner sagte: „Ich habe vor zwei Wochen angefangen und hatte einen tollen Start. Die Branche befindet sich im Wandel, das hat uns die IAA zuletzt einmal mehr gezeigt. Wir haben den Anspruch, unseren Vorsprung durch Technik zu behaupten und dieser Campus wird uns dabei helfen."

Während das Rechenzentrum mit seinen 800 Serverschränken auf 10.000 Quadratmetern bereits seit dem vergangenen Jahr am Netz ist, markiert die Einweihung des neuen Campus auch den Arbeitsbeginn im neuen Fahrsicherheitszentrum von Audi. Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann und sein Team können es zukünftig auf einer Fläche von 130 mal 110 Metern ordentlich krachen lassen. Rund 100 Millionen Euro investierte der Premium-Hersteller in die neue Anlage, die sich am anderen Ende der Stadt weit entfernt von Audis Technischer Entwicklung am nördlichen Stadtrand von Ingolstadt befindet.

Vorstand Hoffmann sagte: "Fahrzeuge von Audi erzielen heute bereits herausragende Ergebnisse in weltweit gültigen Testverfahren. Aber darauf ruhen wir uns nicht aus – sondern schaffen weiter verbesserte Möglichkeiten für Entwicklung und Erprobung."

Rund 100 Beschäftigte können daher zukünftig in einem stützenfreien Bereich von 50 mal 50 Metern und mithilfe von zwei Anlaufbahnen von 250 Metern Crashtests durchführen. Durch eine zusätzliche Bahn sind jetzt auch Kollisionen von Fahrzeugen im rechten Winkel möglich. Auch ein Crashblock mit 100 Tonnen Gewicht ist verfügbar und ermöglicht mehrere Unfall-Variationen. Die für die Crash-Fahrzeuge genutzte Schlittenbahn, Kameras, LED-Lichtsysteme und Sensoren sollen nach Angaben von Audi weltweit führend sein.

Unweit des Fahrsicherheitszentrums belegt auch die Software-Einheit Cariad seit einiger Zeit einen von zahlreichen Standorten quer durch Deutschland. Auf 42.000 Quadratmetern sollen 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Software für den Volkswagen-Konzern entwickeln. Der "incampus" ist damit der zahlenmäßig größte Standort von Cariad.

"Am "incampus" arbeiten Cariad und Audi gemeinsam an Software, die einen Wettbewerbsvorteil für den Konzern darstellen wird. Gemeinsam mit Audi und Porsche entwickeln wir hier mit der 1.2- Elektronikarchitektur die für die nächsten Jahre wichtigste Softwarearchitektur des Volkswagen Konzerns. Wir führen moderne Arbeitsprozesse und Tools ein für enge Kooperation und höhere Geschwindigkeit", sagt Cariad-Chef Peter Bosch. In seinem Grußwort während der Veranstaltung warnte Bosch aber auch, Europa dürfe gegenüber Europa und den USA nicht ins Hintertreffen geraten: "Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren. Die USA überzeugen aktuell mit Optimismus und Geschwindigkeit."

Ebenfalls auf dem jetzt eröffneten Gelände angesiedelt ist die Technische Hochschule Ingolstadt mit einem Leitstand für automatisierte Fahrfunktionen, sowie Schulungsräumen. Auch die eigene Feuerwehr des Campus, sowie der Objektschutz sind hier beheimatet. Das Gelände hat eine direkte Anbindung an die Autobahn A9, die in einem Testfeld dort für die Entwicklung automatisierter Fahrfunktionen genutzt wird.

Dem Aufbau des neuen Geländes vorausgegangen war eine jahrelange, aufwändige Bodensanierung. 900 Tonnen Schweröl, 200 Tonnen Leichtbenzin, sowie diverse giftige Chemikalien mussten auf dem 75 Hektar großen Gelände entsorgt werden. Grund: Vor der Übernahme des Standorts durch ein Joint Venture von Audi und der Stadt Ingolstadt befand sich die Eriag-Raffinerie an dieser Stelle, die erst 2008 geschlossen wurde.

Die Sanierung durch drei Fachfirmen begann im Jahr 2016 und wurde erst Ende 2021 beendet. Damit gehört die Wiederaufbereitung des Geländes für den "incampus" zu den größten Bodensanierungsprojekten Deutschlands. 15 Hektar des Standorts sollen nicht wieder bebaut werden, sondern als naturnaher Auwald gestaltet werden.

Aus dem Datencenter:

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