China verdoppelt Tempo bei Elektro-Exporten

Während in Europa die umstrittene Untersuchung chinesischer Elektroauto-Subventionen anläuft, steigert China das Tempo beim Export sogenannter New Energy Vehicles. Die Ausfuhren entsprechender Pkw haben sich im September mehr als verdoppelt, wie unter anderem Bloomberg mit Bezug auf Zahlen der chinesischen Passenger Car Association berichtet.

Immer mehr chinesische Hersteller wollen mit ihren Modellen auch auf internationalen Automobilmärkten mitmischen. Das wirkt sich zunehmend auf die Exporte aus. Im September wurden demnach rund 91.000 in China hergestellte Plug-in-Hybride und reine Elektroautos exportiert. Das war ein Anstieg bei den Ausfuhren von 107 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

An der Spitze der exportierenden Hersteller stand jedoch kein chinesisches Unternehmen, sondern der US-Elektroautobauer Tesla. 30.566 der im Werk Schanghai gefertigten Autos gingen den Angaben zufolge an Kunden außerhalb Chinas. Erst danach folgten lokale Autobauer wie Chinas Marktführer BYD. Insgesamt machten New Energy Vehicles 25,4 Prozent aller aus China exportieren Pkw aus.

Die Europäische Union will derweil prüfen, wie sich Subventionen der chinesischen Regierung für heimische E-Auto-Hersteller auf die europäischen Märkte auswirken. Dabei geht es auch um mögliche Steuernachlässe, günstige Kredite und andere Formen der staatlichen Beihilfe.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte im September gesagt: "Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt – das verzerrt unseren Markt." Die Weltmärkte würden von billigen chinesischen Elektroautos überschwemmt. Kommissionsangaben zufolge sind chinesische Elektroautos im Schnitt rund 20 Prozent günstiger als in der EU hergestellte Fahrzeuge.

Der EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis verteidigte die Maßnahmen in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gegen die teilweise scharfe Kritik: "Wir wollen unsere Unternehmen, unsere wirtschaftlichen Interessen nachdrücklicher verteidigen, wenn andere nicht nach den Regeln spielen." Er sprach von belastbaren Hinweisen, dass China handelsverzerrende Staatshilfen zahle und dass davon eine Gefahr für die europäische Industrie ausgehe. Dagegen seien in der EU gezahlte Beihilfen vor allem Kaufprämien, die den Handel nicht verzerrten.

Eine mögliche Folge könnten Strafzölle auf den Import chinesischer Fabrikate sein. Dabei könnte sich die EU an den USA orientieren, wo bereits Zölle in Höhe von 27,5 Prozent erhoben werden. China nannte die Untersuchung der EU "unverhohlenes protektionistisches Verhalten" und unterstellte den Europäern Doppelmoral.

Forscher der TU Chemnitz gehen unterdessen von stark steigenden Autoimporten aus China nach Europa aus – vor allem bei Elektroautos. Für das Jahr 2023 ist demnach ein Anteil von fast 20 Prozent an den entsprechenden Neuzulassungen in Europa zu erwarten; bis 2025 werde dieser auf mehr als 25 Prozent steigen. Umfragen zufolge sind in Deutschland immer mehr Kaufinteressenten bereit, sich auch mit eher unbekannten chinesischen Marken zu beschäftigen.

Frankreich koppelt staatliche Kaufprämien für Elektroautos künftig an Umweltkriterien, was in China produzierte Fahrzeuge praktisch von einer Förderung ausschließt. Denn bei der Einstufung sollen die CO2-Emissionen bei der Montage sowie der Batterieherstellung berücksichtigt werden, aber eben auch beim Transport der Fahrzeuge nach Frankreich.

Gegner solcher Maßnahmen sowie der EU-Untersuchung warnen vor den Folgen eines möglichen Handelskriegs mit China, der auch in Deutschland Tausende Jobs in der Automobilindustrie gefährden könnte. Denn für deutsche Hersteller wie BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen ist China der wichtigste Einzelmarkt geworden.

Aus dem Datencenter:

Meistverkaufte Elektromodelle 2022 in Deutschland und China