Mehrheit sieht Volkswagen in der Krise

Den Volkswagen-Konzern erwarten harte Zeiten und auch eine exklusive Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für die Automobilwoche unter 2500 Brancheninteressierten bestätigt diese Sichtweise. Demnach sieht eine Mehrheit der Befragten den Mehrmarkenkonzern aktuell in einer Krise.

VW-Markenchef Thomas Schäfer hatte erst am Montag auf einer Vertrauensleute-Versammlung der IG Metall in Wolfsburg auf die problematische Lage bei der Kernmarke hingewiesen. Nach übereinstimmenden Medienberichten sagte Schäfer dort: "Mit vielen unserer Strukturen, Prozessen und hohen Kosten sind wir als Marke nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Situation ist kritisch. Ohne spürbare Einschnitte geht es nicht. Wir müssen ran an die kritischen Themen, auch beim Personal."

Eine Situation, die sich auch in den Ergebnissen der aktuellen Civey-Umfrage so niederschlägt. 28 Prozent der Befragten sehen Volkswagen aktuell "auf jeden Fall" in einer Krise, 25 Prozent sagen: "Eher ja". 24 Prozent geben sich Unentschieden, immerhin 23 Prozent glauben nicht an eine prekäre Situation und beurteilen die Frage, ob sich die Wolfsburger in einer Krise befinden mit "Eher Nein" (18 Prozent), oder "Nein" (5 Prozent).

Parwiz Torgull, Automobilexperte beim Meinungsforschungsinstitut Civey, sagt: "Die Psychologie des Marktes: Wenn Menschen glauben, dass eine Marke sich im Krisenmodus befindet, kann das die Vertrauensgrundlage angreifen. Vertrauen ist die Basis einer guten Beziehung, doch in jeder Krise steckt auch eine Chance."

Torgull sieht allerdings Chance, neue Kundengruppen zu erreichen: "Zwei spannende Zielgruppen für VW sind jetzt zum Beispiel: Kundinnen und Kunden, die mit einer anderen E-Auto-Marke nicht zufrieden sind. Sowie E-Skeptiker, denen VW den Umstieg vom Verbrenner so leicht wie möglich machen muss. Was es auch braucht, sind gute Nachrichten, und die gibt es. Bei allen Hindernissen ist VW mit der E-Flotte gerade Marktführer vor Tesla und Co."

Bis Ende des Jahres sollen die Details des von Markenchef Thomas Schäfer und seinem Team erarbeiteten Sparprogramms stehen. Geplant ist bei Volkswagen auch ein sozialverträglicher Personalabbau, wie der zuständige Vorstand Gunnar Kilian am Montag in Wolfsburg sagte: "Wir müssen die demografische Kurve konsequent als Vorteil begreifen, Altersteilzeit und Ruhestandsregelungen in den kommenden Jahren maximal nutzen." Zugleich machte Kilian deutlich, dass Einsparungen beim Personal unvermeidlich seien. "Wir müssen unsere Kosten senken und mit weniger Personal auskommen, um ein zukunftsfester Arbeitgeber zu bleiben." (mit dpa)

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