Autonom in den Stau

Autonom fahrende Taxis und Shuttle-Fahrzeuge könnten bis 2035 zu einem massiven Anstieg des innerstädtischen Autoverkehrs führen. Das ist ein Ergebnis der Studie "Urbane Mobilität und autonomes Fahren im Jahr 2035" aus der Reihe Datenland Deutschland von Deloitte.

Nach den Untersuchungen von Deloitte sind zwei wesentliche Effekte zu erwarten, wenn sich autonome Fahrzeuge auf unseren Straßen etablieren, erläutert Thomas Schiller, Partner und Leiter Automotive bei Deloitte: "Die Anzahl der Fahrzeuge, die zeitgleich auf unseren Straßen fahren, nimmt zu. Damit sinkt der Verkehrsfluss und das Staurisiko wird deutlich erhöht."

Der Grund: Autonome Fahrdienste könnten in den Städten nicht nur den privaten Pkw, sondern auch den ÖPNV verdrängen. Weil die Auslastung beim Robotaxi höher und die Nutzung effizienter ist, sind Fahrten 25 Prozent günstiger als mit dem eigenen Auto – 34 Cent pro Kilometer hat Deloitte errechnet. Und autonome Shuttles kosten nur halb so viel wie ÖPNV-Tickets – 15 Cent pro Kilometer – bei deutlich mehr Komfort.

Der Autoindustrie würden aufgrund des Rückgangs im privaten Neuwagengeschäft zwar rund 760 Millionen Euro Umsatz pro Jahr fehlen. Gleichzeitig winkten aber zusätzliche Einnahmen von 16,7 Milliarden Euro für die Fahrdienstleistungen, das ist "ein Sechstel des Umsatzes, den Fahrzeughersteller heute mit dem Verkauf von Neuwagen in Deutschland erwirtschaften", sagt Automotive-Chef Schiller, und ein Potenzial, das nicht nur Autohersteller, sondern auch andere Anbieter ausschöpfen könnten.

Der Anteil des privaten Autos an den täglich gefahrenen Strecken würde von 49 auf 32 Prozent sinken, der des ÖPNV von 20 auf 14 Prozent. Sogar die Nutzung von Fahrrad und Fußweg ginge von 31 auf 21 Prozent zurück. Besonders attraktiv wären die autonomen Fahrdienste für Schüler ohne Führerschein und für Rentner, die nicht mehr selbst fahren wollen.

Doch die Erwartung, dass autonome Fahrzeugflotten zu weniger Staus und besser fließendem Verkehr auf unseren Straßen führen, werden sich Deloitte zufolge nicht erfüllen. Denn der Fahrzeugbestand würde in urbanen Regionen zwar um 20 Prozent abnehmen, was vor allem den Parkraum entlastet, doch gleichzeitig könnte der Verkehr in den Städten in Spitzenzeiten um bis zu 40 Prozent zunehmen, weil autonome Fahrzeuge häufiger genutzt werden. In der Folge entstünde also genau das, was das autonome Fahren vermeiden soll – Stau.

Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf den Straßen würde um zehn Prozent sinken, die morgendliche Fahrtzeit zur Arbeit sich im Schnitt um 2,5 Minuten verlängern – und zwar für alle Verkehrsteilnehmer. Robotaxis würden deutsche Städte verstopfen, falls die Kommunen nicht handelten und beispielsweise Schülern die Fahrt zur Schule nur per Roboshuttle erlaubten, nicht aber per Robotaxi. Einziger Lichtblick: Die Umweltbelastung durch den zunehmenden Verkehr würde nicht analog steigen, weil selbstfahrende Autos elektrisch angetrieben werden und damit lokal emissionsfrei sind.

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