VW zieht Konsequenzen aus Bahn-Chaos

Volkswagen zieht Konsequenzen aus dem Bahn-Chaos und verlagert Teile seiner Logistik zurück auf die Straße. „Jüngst haben wir den Transport einzelner Umfänge von der Schiene auf LKW umgestellt, um sicherzustellen, dass wir unsere Partnerbetriebe zeitnah mit Ersatzteilen versorgen können“, sagte ein VW-Sprecher auf Anfrage der Automobilwoche.

Betroffen ist die Teile-Logistik im Aftersales, von der die Belieferung der Werkstätten abhängt. Kommt es hier zu Verzögerungen, sind die Kunden schnell unzufrieden. Zum Umfang der Rückverlagerung auf die Straße und zur Dauer wollte sich Volkswagen nicht äußern.

„Der Konzern After Sales von Volkswagen wählt kontinuierlich den geeignetsten Logistik-Mix, um die zuverlässige Versorgung seiner deutschlandweit sieben Ersatzteillager sicherzustellen“, so der VW-Sprecher.

Bei einer Aftersales-Konferenz mit Werkstattpartnern hatte der Hersteller in der vergangenen Woche die Maßnahmen erläutert. Laut Partnern ist Volkswagen massiv verärgert über die Unzuverlässigkeit und Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn. Vor allem bei der Belieferung eines Teilezentrums in Süddeutschland hat es demnach Probleme gegeben, so ein VW-Partner.

Nicht betroffen von den Maßnahmen ist die Fertigfahrzeuglogistik: „Fertig produzierte Fahrzeuge werden unverändert zum Teil per Bahn, zum Teil per LKW aus den Werken transportiert“, so der Sprecher.

Die Schwierigkeiten der Deutschen Bahn sind zum Jahresende 2023 sehr deutlich geworden. Im Personen-Fernverkehr hatte im November etwa jeder zweite ICE- und IC-Zug Verspätung. Wie es im Güterverkehr aussieht, sagte die Bahn nicht.

"Wir warten teilweise stundenlang, bis wir mit unseren Güterzügen weiterfahren dürfen", sagte Roger Mahler, Geschäftsführer von Metrans Rail, jüngst dem MDR-Onlinemagazin.

Ein entscheidender Aspekt dürfte das marode Schienennetz sein. Rund 75 Prozent der Fernverkehrszüge seien durch mindestens eine Baustelle ausgebremst worden, so die Bahn. Grund sei vor allem das „kurzfristige Baugeschehen“, das im Jahresvergleich deutlich zugenommen habe.

Daran dürfte sich in den nächsten Jahren wenig ändern: Anfang Februar hat die Deutsche Bahn den dringenden zusätzlichen Finanzierungsbedarf für die Infrastruktur mit insgesamt 45 Milliarden Euro bis 2027 beziffert.

Die Rückverlagerung auf die Straße steht dem von Volkswagen eingeschlagenen Weg entgegen. Im Rahmen der Strategie „goTOzero“ hat sich der VW-Konzern das Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen in der Logistik zu senken und zunehmend die Transporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern.

„Um den CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten, werden beim LKW-Transport wo immer möglich alternative Kraftstoffe eingesetzt“, kündigte der Sprecher an.

Die zu Konzern After Sales gehörende deutsche Tochter Volkswagen OTLG (Original Teile Logistik GmbH) beliefert mit ihren sieben Vertriebszentren mehr als 3700 Servicepartner der Marken Volkswagen, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Audi, Seat und Škoda in Deutschland und Dänemark mit Original Teilen, Zubehör, Öl und Servicedienstleistungen.

Aus dem Datencenter:

Durchschnittliche Werkstattauslastung im deutschen Kfz-Gewerbe von 2018 bis 2023