Schwieriger Weg für Versicherer ins Ökosystem Mobilität

Von der Neuverteilung der Autobranche wollen alle profitieren, auch Versicherer. Der Wandel der Mobilität zwingt sie jedoch zum Umdenken. Künftig werden Fahrzeuge mehr geteilt, weniger gekauft. Damit sind weniger Autopolicen nötig. Versicherer, die dennoch wachsen wollen, müssen neue Geschäftsfelder erschließen.

Der Einstieg ins Dienstleistungsgeschäft rund ums Automobil liegt nahe. Zwar ist der Wettbewerb heftig, aber die Voraussetzungen sind gut. Hier kennen sich Versicherer schon aus, hier haben sie Kunden.

Doch in der Praxis ist es anders als in der Theorie. Nun hat der Schweizer Versicherungskonzern Baloise den Aufbau seines Ökosystems Mobilität gestoppt und die seit mehr als fünf Jahren verfolgte Strategie gekappt. Millionen-Investitionen in die Strategie stand am Ende ein bescheidener Erfolg gegenüber: Knapp 120 Millionen Euro Umsatz erzielte der Konzern mit seinen Innovationsinitiativen im vergangenen Jahr. Bei einem Geschäftsvolumen von knapp neun Milliarden Euro fällt das nicht besonders ins Gewicht.

Dabei hatten die Schweizer große Pläne. Baloise wollte in junge Unternehmen investieren, eigene Start-ups entwickeln, Gesellschaften akquirieren und Partnerschaften eingehen. In Deutschland sprang das Unternehmen, gemeinsam mit Bridgemaker, auf den Trend Auto-Abo auf. Mit aboDeinauto sollten Gebrauchte als All-inclusive-Angebot vertrieben werden. Ambitioniert, aber erfolglos: Bis zu 10.000 Gebrauchtwagen-Abos plante das Unternehmen für 2022. Perspektivisch liebäugelte das Start-up gar mit dem europaweiten Einstieg in den Fahrzeughandel.

Klaus-Jürgen Heitmann, Chef von HUK-Coburg, war überrascht vom abrupten Kurswechsel des Wettbewerbers. Der deutsche Versicherer hält an seiner Strategie fest, auch wenn nicht alles läuft wie geplant. Die HUK-Tochter Autowelt ist im An- und Verkauf von Gebrauchten aktiv und vertreibt Auto-Abos. Mit dem Einstieg bei Pitstop hat sie ihr Werkstattgeschäft ausgebaut. Hinzu kommen CO2-Emissionshandel (seit 2022) und Zulassungsservice (seit 2023). Doch das größte Plus des Konzerns sind seine 13,1 Millionen Kunden und 13,9 Millionen versicherte Autos.

"Wir haben unsere Planungen im vergangenen Jahr nicht ganz erreicht, aber wir wachsen", sagt Heitmann. Auf immerhin 7000 Fahrzeugtransaktionen kam die HUK-Tochter, davon etwa 3000 Abos. Geplant waren insgesamt 10.000 Verkäufe. Im laufenden Jahr soll es einen neuen Anlauf auf diese Marke geben.

Der Versicherer will mit der Autowelt in weitere Geschäftsfelder vorstoßen. "Wir denken nicht nur über Eigeninitiativen nach, sondern auch über geeignete Kooperationspartner oder einen Zukauf", sagte Heitmann der Automobilwoche. Erst im vergangenen Jahr sei die HUK an einem "digitalen Neuwagenspieler" interessiert gewesen, so Heitmann. Ohne Ergebnis. Das könnte sich aber bald ändern.