Auf unserer Digitalkonferenz in München war die klare Botschaft: Software ist King – die Hardware wird zum Leiterwagen. So konnte man in der vergangenen Woche in der FAZ lesen: „Boeing verspricht rasche Softwareerweiterung“. Man habe schon in den vergangenen Monaten ein besseres Kontrollprogramm entwickelt, um ein bereits „sicheres Flugzeug noch sicherer zu machen“. Beim Absturz der Boeing 737 Max 8 in Indonesien hatte die Steuerungssoftware die Nase des Flugzeugs automatisch immer wieder nach unten gedrückt, während die Piloten versuchten, sie nach oben zu steuern.
Ersetzen Sie mal Flugzeug durch Omnibus oder Auto. Sollte da der Gesetzgeber im Hinblick aufs automatisierte Fahren nicht eher schleunigst das Thema Softwareentwicklung in den Fokus rücken? Genauer gesagt die Eliminierung des in der Computerbranche historisch gewachsenen Denkansatzes, den Anwender als Versuchskaninchen für die Beseitigung von einkalkulierten Bugs zu nutzen?
Nein, derzeit beschäftigt man sich lieber mit derHöchstgeschwindigkeit. Dabei sollte man nicht vergessen, dass bei den beiden 737-Abstürzen fast so viele Menschen starben wie auf deutschen Autobahnen pro Jahr. Aber Tempo 130 ist für Politiker und Lobbyisten halt einfacher, für viele Journalisten griffiger und für Volvo marketingträchtiger.
Man muss allerdings nicht in das Boeing-Extrem gehen, um zu verstehen, was diese schöne neue digitale Welt für uns bereithält. Es ist schon schmerzhaft genug, sich beispielsweise beim Traditionsunternehmen ABUS eine Alarmanlage zu kaufen, um nach wenigen Jahren überrascht feststellen zu müssen, dass die dazugehörige App nicht mehr unterstützt wird.
Richtig wehtun würde das bei einer wesentlich größeren Investition in ein Auto. Einen Vorteil hätte der Autokäufer wahrscheinlich. Bei Tesla bekäme er zumindest einen Tweet von Elon Musk, dass die Fahrzeugsoftware nicht mehr aktualisiert wird. Und überhaupt könne er jetzt schon seine Anzahlung auf das neue Model Z machen. Also auf seinen nächsten neuen Leiterwagen.
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