Autopilot: Kunde verklagt Tesla wegen nicht erfüllter Versprechen
Tesla-Chef Elon Musk ist für vollmundige Versprechen bekannt. Nun hat ein Kunde, der sich auf die Ankündigungen verlassen hat, den Autobauer verklagt.
Richterin Rita Lin urteilte am Mittwoch, der Kläger habe plausibel und detailliert dargestellt, dass er sich beim Kauf eines Tesla Model S im Januar 2017 auf die Behauptungen von Musk verlassen habe. Er zahlte dabei auch mehrere tausend Dollar extra für die künftige Ausbaustufe von Teslas "Autopilot"-System mit dem Namen "Full Self-Driving" (komplett selbstfahrend). FSD macht einen Tesla aber auch heute noch nicht zu einem autonomen Auto.
Zwar kann "Full Self-Driving" inzwischen als fortgeschrittene "Autopilot"-Version von Fahrern in den USA getestet werden. Allerdings handelt es sich weiterhin nur um ein Assistenzsystem, bei dem der Mensch am Steuer in der Verantwortung bleibt und jederzeit bereit sein muss, die Kontrolle zu übernehmen. Tesla hat den "FSD"-Namen mittlerweile mit dem Zusatz "supervised" (beaufsichtigt) ergänzt.
Technisch sind andere Hersteller deutlich weiter als Tesla. Bisher gibt es nur ein serienmäßiges System für teilautonomes Fahren, das es dem Fahrer erlaubt, unter bestimmten Bedingungen die Hände vom Lenkrad zu nehmen und sich auf andere Tätigkeiten zu konzentrieren. Das ist der Drive Pilot von Mercedes.
BMW hat mit dem Personal Pilot L3 ein System entwickelt, das ähnliche Leistungen erbringen soll. Erstmals eingesetzt wird es im neuen Siebener, dessen Markteinführung gerade läuft. Waymo testet Robotaxis in San Francisco, ist aber auch noch weit von einem regulären Betrieb entfernt. In den sozialen Medien jedoch hat Tesla die Nase vorn.
Tesla wollte die Klage des Autokäufers ganz abweisen lassen, die Richterin strich jedoch nur einzelne Klagepunkte. Der Kläger strebt zugleich den Status einer Sammelklage an, was den Druck auf Tesla stark erhöhen könnte. Darüber soll später entschieden werden.
Der Kläger verweist auch darauf, dass Musk immer wieder vorausgesagt habe, Teslas würden bald autonom fahren können. Der Konzernchef räumte später ein, er sei mit seinen Versprechen zu selbstfahrenden Autos oft zu optimistisch gewesen.
Zu Musks Fehleinschätzungen gehört auch, dass er jahrelang davon überzeugt war, nur mit Kameras und entsprechend programmierter Software das vollständig autonome Fahren erreichen zu können. Nahezu alle Experten halten den zusätzlichen Einsatz von Lidar-Sensoren für erforderlich. Musk hat das aus Kostengründen bisher abgelehnt.
Kürzlich wurde jedoch bekannt, dass Tesla im vergangenen Quartal der größte Abnehmer des Lidar-Sensoren-Herstellers Luminar Technologies war. Offenbar hat sich Tesla also den anderen Autobauern angeschlossen und setzt nun ebenfalls auf die Laser-Sensoren.
Für Ärger sorgen auch regelmäßig die Bezeichnungen Autopilot und Full Self Driving. Sowohl in den USA als auch in Deutschland gab es schon Prozesse, weil die Namen suggerieren, die Autos könnten tatsächlich autonom fahren.
Tatsächlich gibt es offenbar Personen, die dieser Meinung sind. Bei Youtube existieren mehrere Videos von Tesla-Besitzern, die während der Fahrt auf die Rückbank geklettert sind und den leeren Fahrersitz gefilmt haben. Allerdings gab es auch schon mehrere Unfälle, bei denen der Autopilot aktiviert war.
Autonomes Fahren entwickelt sich generell langsamer als vor einigen Jahren erwartet. Tesla ist nicht der einzige Hersteller, der Probleme mit der Technik hat, er ist nur der einzige, der seit Jahren den Eindruck erweckt, der Durchbruch stünde kurz bevor. Neben Softwarefirmen wie Waymo und Mobileye arbeiten auch fast alle großen Autobauer an der Technologie.
Die GM-Tochter Cruise hat ihre Testfahrten in San Francisco wieder aufgenommen, nachdem die Behörden nach einem Unfall einen Stopp der Test erzwungen hatten. Volkswagen will die Shuttles seines Mobilitätsdienstleisters Moia autonom fahren lassen. Doch der Hype ist ein wenig abgeklungen, die Herausforderungen sind komplexer als gedacht. Es bleibt abzuwarten, wie die Entwicklung weiter verläuft und wann Elon Musk sein Versprechen von 2016 einlösen kann, ein Auto ohne menschliches Zutun von der Westküste bis zur Ostküste fahren zu lassen. ( mit Material von dpa)