EU-Autozölle: China droht mit Vergeltung in Richtung deutscher Autobauer

China deutet konkrete Gegenreaktionen auf mögliche EU-Zölle an und erhöht damit die Nervosität bei deutschen Autobauern. Man sei von "Insidern" darüber informiert worden, dass China erwäge, Zölle in Höhe von 25 Prozent auf importierte Fahrzeuge mit großen Motoren zu verhängen, teilte die chinesische Handelskammer in Brüssel mit.

Bei der chinesischen Handelskammer handelt es sich um eine Lobbyorganisation chinesischer Unternehmen in Europa. Sie agiert als Sprachrohr der Pekinger Führung in Fragen der Handelspolitik. 

Die Formulierung "große Motoren" setzte am Mittwoch unmittelbar den Aktien deutscher Hersteller zu. Denn es sind vor allem Premiumfahrzeuge mit Verbrennungsmotor, die nach China exportiert werden. Toyota wäre neben den deutschen Herstellern Mercedes-Benz und BMW  am meisten von solchen Maßnahmen betroffen, schrieb Autoexperte Daniel Kollar vom Beratungsunternehmen Intralink. Zu den Top-Ten-Marken gehörten im vergangenen Jahr auch Porsche und Audi.

Mitte Mai hatten die USA die Zölle für Elektroautos aus China drastisch erhöht. Auch in der EU könnte schon Anfang Juni eine wichtige Vorentscheidung über Zölle auf chinesische Autos fallen. Die EU untersucht derzeit, inwiefern China den Markt für E-Autos verzerrt. Die Spannungen zwischen den Handelspartnern nehmen bereits seit einiger Zeit deutlich zu.

Diese mögliche Maßnahme habe "Auswirkungen auf europäische und US-amerikanische Automobilhersteller, insbesondere angesichts der jüngsten Entwicklungen", teilte die chinesische Handelskammer mit. US-Präsident Joe Biden hatte vergangene Woche Sonderzölle von 100 Prozent gegen Elektroauto-Importe aus China verhängt.

Der chinesische Auto-Experte Liu Bin machte in einem Interview mit der staatlichen chinesischen Zeitung "Global Times" konkrete Vorschläge. Liu sprach von 25 Prozent Zöllen für importierte Fahrzeuge mit Motoren über 2,5 Liter. Man registriere in "bestimmte Regionen und Ländern" restriktive Maßnahmen, sagte Liu.

Im Handelsstreit zwischen China und dem Westen hatte das Pekinger Handelsministerium erst am Sonntag eine Anti-Dumping-Untersuchung gegen bestimmte Chemikalien aus der EU, den USA, Japan und Taiwan eingeleitet. Wie das Ministerium mitteilte, handelt es sich bei den betroffenen Chemikalien um "copolymerisiertes Paraformaldehyd", welches "Kupfer, Zink, Zinn, Blei und andere metallische Werkstoffe teilweise ersetzen" könne und unter anderem in Autoteilen, elektrischen Geräten und Industriemaschinen verwendet wird. (dpa/hev)