Drohender Handelskrieg: Verheerend für deutsche Autobauer

Die USA haben den Zoll auf Elektroautos aus China von 25 auf 100 Prozent vervierfacht. Präsident Joe Biden reagiert damit auf die Konkurrenz durch chinesische Fahrzeuge, die deutlich günstiger sind als die von amerikanischen Herstellern. Die chinesische Regierung unterstützt die einheimischen Hersteller mit hohen Subventionen, was zu gewaltigen Überkapazitäten führt.

Auch die Europäische Union kritisiert die chinesischen Praktiken und denkt über Zölle nach. Eine Entscheidung soll noch vor der Europawahl am 9. Juni fallen. Nach der Ankündigung der Amerikaner wächst die Sorgen, dass chinesische Hersteller künftig noch stärker auf den europäischen Markt drängen.

Deutschlands Autohersteller fürchten schon seit längerem, zwischen die Fronten eines Handelskriegs zu geraten. Der geopolitische Konflikt zwischen den USA und China verstärkt diese Sorgen aus gutem Grund. Der chinesische Markt ist für Deutschlands Autoindustrie der Wichtigste überhaupt.

Der VW-Konzern verkaufte 2023 mehr als drei Millionen Autos in China – rund ein Drittel des Gesamtabsatzes. Ähnlich bedeutsam ist der chinesische Markt für BMW und Mercedes.     

Der Handelskrieg zwischen den USA und China sorgt auch die Politik. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warnte in einer Rede auf dem IHK-Tag vor einer Abschottung der Märkte: "Protektionismus macht am Ende alles nur teurer." Was man benötige sei "ist ein fairer und ein freier Welthandel".

Von diesem Welthandel haben vor allem die deutschen Autobauer lange profitiert. Jetzt trübt sich jedoch nicht nur die politische Großwetterlage ein. Gleichzeitig drängen die Chinesen mit konkurrenzfähigen E-Autos auf die Märkte. Zwar zeigen die  Zulassungszahlen in Deutschland aktuell noch einen sehr überschaubaren Marktanteil chinesischer Hersteller von 0,75 Prozent. Ähnlich sieht es in den USA aus.

Doch angesichts der günstigen Preise der Chinesen könnte sich das schon bald ändern. Wenn Verbraucher aus Kostengründen vermehrt zu chinesischen Autos greifen würden, ginge das sicher zulasten der heimischen Autobauer. 

Die Ansichten über Strafzölle der EU sind geteilt. Deutschland neigt aus Rücksicht auf seine exportstarke Industrie zur Milde gegenüber Peking. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) etwa plädiert gegen Zölle und warnt wie Kanzler Scholz vor einem globalen Handelskrieg. Die Deutschen sind sich nicht sicher, wie eine Umfrage ergeben hat.

BMW-Chef Oliver Zipse wurde jüngst besonders deutlich und sprach im Zusammenhang mit den Plänen der EU-Kommission von "ins Knie schießen". Weniger drastisch, wenngleich in der Sache ähnlich äußerten sich auch schon die Chefs von VW und Mercedes. 

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hingegen setzt eher auf Härte: „Wir werden unsere Firmen verteidigen, wir werden unsere Wirtschaft verteidigen, wir werden nie zögern, das zu tun, wenn das nötig ist“, sagte sie kürzlich zum Thema Strafzölle. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis betonte, die Subventionen in China seien eine Gefahr für die europäische Industrie.

Wie China im Fall eines EU-Strafzolls reagieren würde, ist derzeit völlig unklar. Reine Importzölle auf Autos aus der EU würden nur Porsche treffen, weil die anderen deutschen Hersteller Werke in China haben. Es sind aber durchaus andere Maßnahmen denkbar, zum Beispiel Zölle auf nicht in China hergestellte Komponenten. Generell wäre Deutschland als exportstarkes Land besonders von einem globalen Handelskrieg besonders betroffen – und da gilt in erst recht für die Autoindustrie.

Sogar die als Hindernis für chinesische Konkurrenten geplanten Zölle könnten nach hinten losgehen: Einige deutsche Marken produzieren bereits Autos in China und exportieren sie von dort nach Europa. Das trifft zum Beispiel auf den BMW iX3 zu, der wohl ebenfalls von den Zöllen betroffen wäre. Unter anderem deshalb sieht auch Bundeskanzler Olaf Scholz Zölle skeptisch.

Sollte China als Reaktion auf die amerikanischen Zölle nun seinerseits die Zölle auf Autos anheben, die aus den USA nach China exportiert werden, würde das die deutschen Autobauer ebenfalls treffen. Die in China verkauften SUVs von Mercedes werden größtenteils in Amerika gebaut. Selbst wenn Europa also formal nicht an einem Handelskrieg beteiligt wäre, könnte die deutsche Autoindustrie leiden.