VW will Töchter an die kurze Leine nehmen

VW will seine Konzerntöchter besser koordinieren und plant dafür zwei neue Spitzenposten. Nach Informationen der Automobilwoche sollen zwei Chief Operating Officers (COO) direkt unterhalb des Gesamtvorstands eingesetzt werden. Damit will Konzernchef Herbert Diess dafür sorgen, dass die selbstbewussten Töchter endlich enger zusammenarbeiten.

Die Verzahnung der Marken gehört seit Jahren zu Diess' Lieblingsthemen. Zwar gibt es Fortschritte, etwa beim neuen Passat, den Škoda für VW entwickelt, oder bei den E-Modellen, die VW für Audi und Cupra baut. Doch im Detail gebe es noch zu viele Reibungsverluste und Doppelentwicklungen.

Das sollen die beiden neuen COOs ändern. Nach Informationen der Automobilwoche bereiten sich bereits zwei altgediente Manager auf die Jobs vor, einer für die Premiumtöchter, einer für die Volumenmarken. Als übergeordnete Kontrollinstanz sollen sie die Töchter ständig im Auge behalten und bei Reibereien sofort Alarm schlagen.

"Wir werden die Synergien im Konzernverbund deutlich konsequenter nutzen und müssen die Komplexität noch deutlicher reduzieren", hatte Diess bereits Anfang 2020 in einer Rede vor Führungskräften angekündigt. "Wir haben das Potenzial dazu, wenn wir den Ernst der Lage wirklich zum Anlass nehmen, um die Potenziale dieses Konzerns voll auszuschöpfen und wo nötig auch heilige Kühe zu schlachten." Und fügte mahnend hinzu: "Wenn wir in unserem jetzigen Tempo weitermachen, wird es sogar sehr eng."

Bisher sind für die Koordinierung eigentlich die Sprecher der Markengruppen im Konzernvorstand zuständig: Audi-Chef Markus Duesmann (Premium), Porsche-Chef Oliver Blume (Sport & Luxury) und Diess selbst (Volumen). Ihre Doppelfunktionen führen aber immer wieder zu Interessenkonflikten, die man mit den hauptamtlichen COOs ausräumen will. Zudem erodiert die Markengruppe von Blume: Nachdem er jüngst Bentley an Audi abgeben musste, ist er nur noch für Porsche und Bugatti zuständig, und Bugatti könnte demnächst an Mate Rimac gehen.

Unklar ist noch die Hierarchie: Haben künftig die COOs das letzte Wort oder weiter die Markenchefs? Entsprechend groß ist die Angst, der Job könnte zum Schleudersitz werden. Noch ist daher auch offen, wann die neue Struktur starten könnte. Die derzeitigen Kandidaten gelten ohenhin nur als Übergangslösung. Sollte das COO-Doppel funktionieren, könnten es bald hochkarätigere Interessenten geben.

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