Spektakulärer Deal? Beim Interesse von Porsche an der Varta-Tochter V4Drive geht es um etwas ganz anderes, analysiert Michael Gerster.
Für den 911 Hybrid liefert Varta die Batterie. Das soll in Zukunft auch so bleiben.
Wer die Meldung von Varta zum Porsche-Einstieg gelesen hatte, der konnte zunächst den Eindruck gewinnen, hier bahne sich ein großer Deal in Sachen Batteriezellen an. Schließlich wird schon länger darüber spekuliert, ob der schwäbische Batteriespezialist in die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus für die Autoindustrie einsteigt.
Doch in den vergangenen Jahren war es auffallend ruhig um dieses Thema geworden.
Der Hintergrund ist daher ein anderer, wie die Automobilwoche aus Branchenkreisen erfahren hat. Tatsächlich bezieht Porsche bereits eine Batterie von Varta für seine Fahrzeuge, ohne dies jemals offiziell kommuniziert zu haben.
Dabei handelt es sich um ein kleines Kraftpaket, das im neuen Antriebskonzept für den 911 eingesetzt wird. Dieser kommt in diesen Tagen erstmals als Hybrid-Version auf den Markt. Die Batterie dient dabei in erster Linie zur Leistungssteigerung.
Da Varta in den vergangenen Jahren immer wieder in Turbulenzen geraten ist und gar von der Insolvenz bedroht war, greift Porsche nun selbst ein, um die Belieferung für die kommenden Jahre zu garantieren und stabilisieren.
Sollten die Stuttgarter tatsächlich die Mehrheit an der ausgegliederten Varta-Tochter V4Drive übernehmen, dann wäre deren Zukunft finanziell gesichert – und damit auch die des neuen 911 mit Hybrid-Antriebs.
Dass ein Hersteller einem Zulieferer derart unter die Arme greifen muss, ist übrigens kein Einzelfall. Meist tauchen diese Finanzspritzen in den Geschäftsberichten nur als Randnotiz und ohne konkrete Zahlen und Namen auf, da die OEMs das Thema nicht gerne an die große Glocke hängen.
Spätestens mit der Corona-Pandemie, zunehmendem Fachkräftemangel, den Kriegen in der Ukraine und Israel sowie weiteren Unwägbarkeiten ist die vormals stabile Welt der Lieferketten aus den Fugen geraten.
Im Interview mit der Automobilwoche, das am Montag erscheinen wird, gibt Porsche-Produktionschef Albrecht Reimold einen Einblick die Problematik, ohne freilich Namen zu nennen. "Besonders fordern uns die volatilen Bedingungen in der globalen Logistik. Alle Teile rechtzeitig an die richtige Stelle zu bekommen, ist eine immense Herausforderung", sagt er darin.
"Wir sind dabei noch enger an der Zuliefererindustrie dran als in der Vergangenheit. Zum Teil erkennen wir hier Probleme, komplexe Situationen zu beherrschen." Wie gesagt: Varta ist dabei nur ein Beispiel von vielen.
