Kommentar: Porsche steht vor einer großen Bewährungsprobe

Auch bei Porsche kann es nicht immer nur bergauf gehen. Um fast sieben Prozent ist der Absatz im ersten Halbjahr eingebrochen. Das ist vor allem auf die vielen Modellwechsel in diesem Jahr zurückzuführen. Mit Cayenne, Panamera, Macan, Taycan und 911 aktualisiert der Sportwagenhersteller fünf seiner sechs Modellreihen. Porsche-Chef Oliver Blume spricht daher bewusst von einem Jahr des Übergangs.

Doch die eigentliche Bewährungsprobe erfolgt 2025. Denn anders als viele andere Hersteller hat sich Porsche bei seinen Modellen für einen harten Schnitt beim Übergang von Verbrenner zu Elektroantrieb entschieden. So wird beispielsweise der Macan als Benziner Mitte 2026 auslaufen – nur gut ein Jahr nachdem der E-Macan zu den Kunden kommt.

Der Nachfolger muss also schnell auf ähnliche Stückzahlen kommen, um profitabel zu sein. Das dürfte nicht einfach sein angesichts des vielerorts schleppenden Elektrohochlaufs.

Zu denken geben muss auch die große Delle beim Taycan, dessen Absatz im ersten Halbjahr um die Hälfte eingebrochen ist. Während Porsche bei seinen Verbrennermodellen auch am Ende des Lebenszyklus mit einer hohen Nachfrage rechnen konnte, sieht dies bei den Elektromodellen anders aus.

Da die Technologiesprünge mit verbesserter Leistung und Reichweite groß sind, warten die Kunden schon beim Facelift lieber auf das neue Modell. So musste Porsche laut Medienberichten die Taycan-Produktion auf Einschicht-Betrieb zurückfahren. Auffallend ist auch die Schwäche in China, wo Porsche gegenüber dem Vorjahr ein Drittel seines Absatzes eingebüßt hat.

Klar ist, dass bei Porsche die Elektromodelle zum Erfolg verdammt sind. Denn auch beim 718 Boxster und Cayman erfolgt 2025 der harte Schnitt, die Verbrenner verschwinden mit Ankunft des Elektromodells. Bleiben nur noch Panamera, Cayenne und 911, die für einen Ausgleich sorgen können.

Hersteller wie Mercedes, BMW oder Audi sind hier deutlich flexibler aufgestellt. Mit seiner Elektrostrategie war Porsche einer der mutigsten deutschen Hersteller. Im nächsten Jahr wird sich zeigen, ob dieser Mut belohnt wird.