Neckarsulm ist für Audi von großer Bedeutung. In der Fabrik im Norden Baden-Württembergs laufen unter anderem die geräumigen Modelle A6, A7 und A8 vom Band, Premiumwagen für lange Strecken. Für sie, deren potenzielle Nachfolger und SUVs arbeitet Audi in Neckarsulm an einer Technologie, die Umweltverträglichkeit mit hoher Reichweite verbindet: der Brennstoffzelle.
Sein Kompetenz-Center für die Brennstoffzellentwicklung hat derVW-Konzern bewusst bei Audi in Neckarsulm angesiedelt: "Vorsprung durch Technik" – den lange gepflegten Claim soll die Vier-Ringe-Marke eines gar nicht so fernen Tages auch auf dem Gebiet des Wasserstoffantriebs beweisen. Unter dem Namen h-tron haben die Audi-Ingenieure bereits die ersten Prototypen mit Brennstoffzellenantrieb aufgebaut. Erprobungsfahrten sollen noch 2019 beginnen. In rund zwei Jahren will Audi dannfür interessierte Kunden eine h-tron-Kleinserie aufsetzen.
Technisch ist die Brennstoffzelle leicht zu realisieren: Anders als ein Akku ist sie kein Energiespeicher, sondern ein -wandler: Die Zelle transformiert die chemische Reaktionsenergie eines permanent zugeführten Brennstoffs, etwa Wasserstoff, und eines Oxidationsmittels, etwa Luftsauerstoff, in elektrische Energie. Dieser Strom kann E-Motoren antreiben – und damit ein Elektroauto ŕ la h-tron.
Erheblich schwieriger als die Theorie gestaltet sich die praktische Umsetzung zu serientauglichen Kosten. Brennstoffzellen sind teuer, schon durch das in ihren Elektroden verbaute Edelmetall Platin. Doch auch ihre speziellen Polymermembranen und Bipolarplatten kosten viel Geld. "Die Chemie ist der Schlüssel, um die Leistung zu steigern und die Alterung der Zellen zu verlangsamen", heißt es bei Audi. Und vorsorglich, um VW-interne Drängler zu bremsen: "Wobei wir an vielen Stellschrauben gleichzeitig drehen."
Derzeit arbeiten die Ingenieure bereits an Brennstoffzellen der fünften Generation. Deren Stack setzt sich zusammen aus mehreren Hundert Einzelzellen und leistet mehr als 100 kW, umgerechnet 136PS. Der betriebliche Temperaturbereich liegt zwischen 70 und 90 Grad Celsius, der Wirkungsgrad mit gut 60 Prozent schon weit über dem herkömmlicher Verbrennungsmotoren.
Für die nächste Generation von Brennstoffzellen arbeitet Audi nun an einer Senkung des Platingehalts, an höheren Leistungsdichten und an der "packagekonformen Integration" bisher separat platzierter Bauteile.