Die Robotaxis kommen – davon ist der Mobilitätsforscher Andreas Herrmann von der Universität St. Gallen überzeugt. Verzögerungen und Rückschläge seien erwartbar, aber kein grundsätzliches Problem.
Herr Herrmann, was bedeutet die jüngste Verzögerung beim Robotaxi-Projekt von Tesla-Chef Elon Musk? Schafft es auch Musk nicht, die Versprechungen dieser Technik zu erfüllen?
Nein, die Technik für einen sicheren Betrieb von vollautonomen Taxis ist vorhanden. Wir haben alles, was man dazu braucht. Gerungen wird noch um die Frage, welches Setup sein muss. Tesla denkt ja immer noch, ein rein kamerabasiertes System reiche aus.
Das denken Sie aber nicht?
Im Stadtverkehr kann ein kamerabasiertes System reichen, auf dem Land aber wird es auch Lidar/Radar brauchen. Jeder Anwendungsfall hat andere Anforderungen.
In jedem Fall wird die Technik kostspielig. Werden die Bestellungen für die Hersteller attraktiv genug sein, um in dieses Geschäft zu investieren?
Wir sehen, dass sich langsam die Business-Cases herausbilden. Die bekanntesten Beispiele in Hamburg und Oslo zeigen, dass es für Kommunen eine interessante Option ist, um den Individualverkehr zu verringern. In Hamburg sollen 2030 rund 10.000 Robotaxis verkehren, in Oslo sogar 30.000. Das ist keine Nischenanwendung mehr und macht das Thema Robotaxis für die Hersteller interessant.
Wer soll die teuren Fahrzeuge bezahlen? Die Kommunen haben doch notorisch klamme Kassen.
Die Fahrzeuge sind zwar zunächst noch kostspielig, doch fahrerlose Fahrzeuge können sich schnell rechnen, weil zum Beispiel kein Fahrer bezahlt werden muss. Es werden je nach Lage nicht nur kommunale Verkehrsbetriebe als Betreiber infrage kommen, sondern auch Privatanbieter. Unternehmen werden Mitarbeiter-Sammeltaxis einrichten und vieles mehr.