Michael Lohscheller wird Chef von Polestar

Michael Lohscheller blickt auf eine abwechslungsreiche Karriere in der Autobranche zurück: Nach Stationen bei Mitsubishi und VW war er von 2017 bis 2021 Chef des deutschen Autobauers Opel. Danach stand er für einige Monate an der Spitze des vietnamesischen Herstellers Vinfast.

Von Ende 2022 bis August 2023 war er CEO des Elektro-Lkw-Bauers Nikola, seit Juni 2024 war der 55-Jährige Präsident des Verbandes der internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK). Von diesem Posten ist er aufgrund seines neuen Jobs nun zurückgetreten. Übergangsweise übernimmt Toyota-Deutschland-Geschäftsführer André Schmidt das Amt, bis ein neuer hauptamtlicher Präsident gefunden ist.

Lohscheller stößt in einer schwierigen Phase zu Polestar, er selbst spricht von einem "spannenden Zeitpunkt": Die Marke kämpft mit einer sinkenden Nachfrage nach Elektroautos. Bisher gab es nur ein Modell, die Mittelklasse-Limousine Polestar 2. In diesem Jahr sollen die SUVs Polestar 3 und 4 die Verkaufszahlen steigern. Gerade auf dem Markt der Elektro-SUVs ist der Konkurrenzdruck allerdings besonders hoch.

Vor einigen Monaten hatte Polestar Ärger mit der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, weil die Marke aufgrund von Fehlern in vergangenen Finanzberichten ihre Bilanz für das Jahr 2023 nicht fristgerecht vorlegen konnte. Als die Zahlen endlich präsentiert wurden, zeigten sie einen doppelt so hohen Verlust wie im Vorjahr bei leicht gestiegenem Umsatz.

Das laufende Jahr hat nicht gut begonnen: Im ersten Quartal brach der Absatz um 40 Prozent auf rund 7200 Fahrzeuge ein, der Umsatz sank um 36 Prozent und der operative Verlust stieg um fünf Prozent.

Im zweiten Quartal sahen zumindest die Verkaufszahlen besser aus: Von April bis Juni hat Polestar rund 13.000 E-Autos verkauft. Ob dieser Trend von Dauer ist, werden die nächsten Monate zeigen.

Polestar definiert sich als Premiummarke und verlangt entsprechend hohe Preise, was in der aktuellen Marktsituation schwierig ist. Eigentlich sollte Hertz in den kommenden Jahren 65.000 E-Autos der Marke kaufen, der Vermieter legte den Deal aber im Februar auf Eis.

Die Zugehörigkeit zum Geely-Konzern hilft Polestar nicht nur finanziell. Die Marke bekommt auch Unterstützung in der Entwicklung, beim Einkauf und in der Produktion. Der Mutterkonzern wird nicht ewig Geduld haben, sondern irgendwann Erfolge sehen wollen.

Die Produktion in China war bisher aufgrund der geringen Kosten ein Vorteil, mit der Einführung von Importzöllen durch die EU wird sich das ändern. Mit der Produktion in den USA und in Korea versucht die Marke, das Problem zu umgehen. Michael Lohscheller und Polestar stehen schwierige Zeiten bevor.