Der Autohandel rückt den Fokus stärker auf Elektroautos. Im Rahmen einer Initiative „Elektrisch ist einfach“ will der Zentralverband Deutsches Kfz-Gewerbe über die derzeit wenig gefragten Autos aufklären und gegen Vorurteile kämpfen.
„Viele der Bedenken, denen die Verkäuferinnen und Verkäufer in unseren Autohäusern begegnen, lassen sich entkräften“, sagte ZDK-Präsident Arne Joswig bei der 49. Bundestagung in Frankfurt am Main vor rund 350 angemeldeten Teilnehmern.
Handel ruft nach E-Auto-Subventionen
Der ZDK startet eine Initiative, um den Absatz von E-Autos zu steigern. Die Begeisterung potenzieller Partner hält sich jedoch in Grenzen. Nun wird der Ruf nach staatlicher Unterstützung laut.
Für die Initiative hat der Verband nach Partnern gesucht, allerdings vergebens. „Trotz vieler Impulse unsererseits kam bislang vom Bundeswirtschaftsministerium wenig“, sagte Joswig. Auch den Herstellerverband VDA und den Importeursverband VDIK konnte der ZDK bislang nicht zur Teilnahme überzeugen.
In kurzen Videoclips will Influencerin Kim Truckenbrodt User auf den Social-Media-Kanälen TikTok, Instagram und Facebook über Aspekte wie Laden, Reichweite, Technik und Ausbildung sowie Beratung im Autohaus mit Probefahrt informieren.
Hauptsorgen der Branche sind der schleppende Hochlauf der Elektromobilität und die negativen Auswirkungen der Transformation auf den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Wenn die CO2-Vorgaben für die Hersteller im nächsten Jahr deutlich anziehen, fürchtet der Handel einen ruinösen Preiskampf. "Die Hersteller werden versuchen, ihre Elektro-Ziele über ihre Bonussysteme auf den Handel abzuwälzen", warnte ZDK-Vize Thomas Peckruhn schon zuvor. "Weil die Nachfrage nach E-Autos niedrig ist, werden wir die Elektro-Verkaufsziele der Hersteller nur erreichen, indem wir über den Preis verkaufen."
Entwickelt sich die Nachfrage wie im laufenden Jahr, drohen vielen Hersteller Strafzahlungen. Ein Beispiel: Mit dem gleichen Antriebsmix wie von Januar bis August müsste Škoda laut Peckruhn 434 Millionen Euro zahlen. Allein für Škoda sei 2025 in Deutschland eine Verdopplung der E-Auto-Verkäufe nötig.
Er sei zwar kein Pessimist, so Peckruhn, aber „das Jahr 2025 wird eine extreme Herausforderung“. Um dies zu bewältigen, fordert er weitere Unterstützung: „Wir brauchen eine Förderung des privaten Verbrauchers, und zwar in der Breite.“
Auch Branchenexperte Stefan Reindl, Direktor vom Institut für Automobilwirtschaft, sieht die Notwendigkeit für eine staatliche Unterstützung: „Wir brauchen wieder einen Wumms“, sagte Reindl mit Blick auf die einstige Wortwahl von Kanzler Olaf Scholz. „Ich glaube nicht, dass wir um eine Förderung umhinkommen.“
Reindl, der Subventionen eher skeptisch gegenübersteht, sieht die Voraussetzungen dafür gegeben. Es gehe nicht darum, eine Branche zu stützen, sondern um Dekarbonisierung und das Erreichen von Klimazielen. „Das Automobil ist ein wesentlicher Baustein, um die Dekarbonisierung zu fördern.“
Solange erschwingliche Kleinwagen fehlen, sind die Preise für viele Verbraucher zu hoch. Vor allem im Vergleich zu Verbrennern: Zwischen einem Opel Corsa mit Verbrenner (20.800 Euro) und einem Opel Corsa Electric (29.900 Euro) liegen knapp 44 Prozent Preisunterschied. Zwischen einem VW Golf (27.180 Euro) und einem ID.3 (36.900 Euro) ist er mit 36 Prozent nicht viel geringer.
Die Skepsis der Hersteller verwundert nicht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass der Golf im Jahr 2018 noch ab 18.900 Euro zu haben war. Die Preisdifferenzen sind immens – auch bei den Verbrennern.